Seien wir mal ehrlich, nicht in jeden Club, in jede Halle, zu jedem Open Air-Gelände geht man gleich gern, egal, wer da spielt. Sowohl als Fan, als auch aus Fotografensicht hat jeder so seine persönlichen Favoriten. Hier sind unsere persönlichen Top-Locations im Ruhrpott, die unbedingt rocken! Los geht’s!
Turock, Viehofer Platz 3, 45127 Essen
Das Turock ist eine geniale Metaldisco, aber eben auch eine formidable Konzerthütte. Selbst Zwerge können problemlos einen Platz finden, um die Bühne zu sehen (Treppe, Empore) und auch für Fotografen ist es trotz meistens fehlenden Bühnengrabens entweder mit Körpereinsatz in der ersten Reihe oder aber entspannt auf der Treppe möglich, gute Fotos zu fabrizieren. Die ganz Großen des Genres finden sich hier nicht ein, dafür aber oft grandiose Pakete (etwa Bullet, Grand Magus gemeinsam). Für Front Row-Fanatics ist es nicht besonders schwer in die erste Reihe zu gelangen! Da es fast nie einen Bühnengraben gibt, ist man ganz besonders nah dran. Und nach dem Gig ist dann auch meist noch Disco. Der Sound ist fast immer gut! Rundum empfehlenswert, wenn es auch nicht immer eine wahre Wonne ist, einen Parkplatz zu finden.
FZW Dortmund, Ritterstraße 20, 44137 Dortmund
Das alte FZW war ein Jugendheim, nicht mehr und nicht weniger. Das neue ist eine tolle, große, gut klingende, 1300 Zuschauer fassende Halle mit Empore und Bar am Foyer und noch einer Bar im Innenbereich. Selbst, wenn das FZW ausverkauft ist, muss man an den äußeren Bereichen keine Platzangst bekommen. Auch hier wird gern gefeiert – nach Konzerten. In das neue FZW wurde quasi das alte integriert – ein Mini-Club für die ganz intimen Momente und die Zeitreise für Ur-Dortmunder. Hier spielen weniger zugkräftige Bands und das Licht ist aus Fotografensicht nicht das gelbe (meist eher das rote) vom Ei. Immerhin: Auch hier gibt es eine Bar! Parken ist rund um das FZW relativ einfach und problemlos.Wer Wert auf die erste Reihe legt; hat hier gute Chancen. Hier kann man es meistens mit nicht all zu viel Mühe und Wartezeit vor dem Einlass schaffen, in erste Reihe kommen (Ausnahmen bestätigen die Regel zB Frank Turner).
Ruhrcongress Bochum, Stadionring 20, 44791 Bochum
Irgendwie seltsam ist der Bochumer Ruhrcongress. 2003 eröffnet und mit einer wahnwitzigen Kapazität von 5000 Zuschauern ausgestatt, ist er zumindest im Rock und Metalbereich selten rappelvoll. Hübsch geht auch anders, aber dennoch spricht vieles dafür, dass man sich in dem Klotz wohlfühlen kann. Da wäre einmal das üppige Ambiente mit riesigem Foyer, Empore und Rauch-Außenbereich. Selbst, wenn diese Location sehr gut gefüllt ist, kann man meist an den Randbereichen gut stehen und sehen. Zum anderen ist da diese Currywurst: unwiderstehlich! Die erste Reihe ist breit aber der Graben recht üppig. Das mit dem Parken ist hingegen so eine Sache. Irgendwie bekommt man hart suchend immer etwas Kostenloses, so, dass man nicht auf das Starlight-Express-Parkhaus ausweichen muss, doch entspannt geht anders. Auch der Sound ist nicht an allen Stellen ideal, wenn auch meist mehr als akzeptabel.
Schloss Broich Mülheim, Am Schloss Broich 28, 45479 Mülheim an der Ruhr
Malerisch, einfach malerisch. Wie im Märchen … blabla schwätz. Das Schloss Broich in Mülheim ist so kitschig, dass es schon wieder genial ist. 883 erobern die Wikinger Duisburg und richten dort ein Winterlager ein. Wahrscheinlich deshalb lässt der ostfränkische Herzog Heinrich im Winter 883/884 in Broich ein befestigtes Militärlager aufbauen – der Ursprung des Schloss Broich. So atemberaubend die Geschichte, so sensationell ist das Ambiente, welches vor allem bei Mittelalterfestivals wie Castle Rock oder Burgfolk prima zur Geltung kommt. Die erste Reihe ist meist pickepacke voll und fordernd. Sehen kann man meistens ganz ordentlich, da der “Innenraum” leicht ansteigend ist. Mittendrin lädt ein großer Baum sogar zum Unterstellen ein. Traumhaft!
Zeche Bochum, Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum
Die Zeche Bochum ist ein echter Klassiker (1981 eröffnet). So werden heutzutage kaum noch Clubs für Live-Musik gebaut. Eine lange Theke an der Seite, die immer schwer zugänglich ist, wenn es bei Konzerten voll ist, dafür eine amphitheaterartige Sitzfläche im Hintergrund und eine Empore, auf deren Treppe es stets zu voll ist. Sound und Sicht ist fast immer prima, Licht gibt es genug und im Kneipenbereich außerhalb der eigentlichen Konzerthalle wird das Geschehen auf der Bühne meist auf einen Fernseher übertragen. Auch hier wird häufig auf einen Bühnengraben verzichtet, so dass Front Row-Surfer hautnah dabei sind. Parkplätze gibt es wie Sand am Meer (großer Ascheplatz hinter der Zeche).
Matrix Bochum, Hauptstraße 200, 44892 Bochum
Die Matrix in Bochum ist sehr speziell: Wenn sie rappelvoll ist, erinnert sie an einen aufgeheizten Pizzaofen und macht das Vorankommen innerhalb der Menschenmassen äußerst schwierig. Auch hier gibt es eine seitliche Bar, was bei ausverkauftem Haus nicht immer Spaß macht. Dafür gibt es aber im hinteren Bereich manchmal ebenfalls einen Ausschank und im angrenzenden Raum dann eine richtige Kneipe. Erholung muss sein. Sound und Licht sind meistens gut, kleine Menschen haben leider etwas Sichtschwierigkeiten, da es keine wirklichen Erhöhungen gibt. Das Vorkommen in die erste Reihe ist oft nur durch frühes Erscheinen möglich. Ist ein Konzert nicht komplett ausverkauft, verwandelt sich der Schmelztiegel in eine äußerst charmante, leicht zu handhabende Halle. Da das Programm der Matrix meist aber hochklassig ist, wird fast immer kräftig in der Masse geschwitzt. Discobetrieb ist auch hier obligatorisch. Parken klappt fast immer, es hilft der große Platz eines Supermarktes direkt vor dem Eingang. Vorsicht vor dessen Parkgarage: Die schließt früh! Bei ganz großen Events weicht das Team der Rockpalast GmbH gerne in den Ruhrcongress oder auch in die Oberhausener Turbinenhalle aus.
Turbinenhalle Oberhausen, Im Lipperfeld 23, 46047 Oberhausen
Die eigentliche Turbinenhalle wurde schon 1909 errichtet, gerockt wird dort aber erst seit einigen Jahren. Hier ist echte Industriekultur zu finden. Rohe Wände, Stahl und Eisen trifft häufig auf Metal und Hardrock. Die Halle ist riesig, trotzdem gerne richtig voll. Das Licht ist sehr gut, die Sicht meistens auch. Wenn die Halle komplett ausverkauft ist, tut man gut daran, sich nicht vom Platz zu bewegen, will man diesen behalten. Es gibt einen vorgelagerten Schankbereich, in der Halle selber ist ebenfalls der ein oder andere Schluck Bier zu bekommen. In die erste Reihe zu kommen ist nicht sehr fordernd, die Halle sehr breit – demnach gaaaanz viel erste Reihe! Der Sound ist nicht immer optimal, was konstruktionsbedingt erscheint. Parken ist hier ein Traum, der riesige Ascheplatz hat immer noch eine Lücke übrig – leider ist er seit einer Weile kostenpflichtig!
Seit geraumer Zeit gibt es zwei Turbinenhallen. Klingt komisch, ist aber so. Halle 2 ist etwa 3/4 so groß wie Halle 1 und deutlich hübscher und gemütlicher. Besonders Bombe: füllt eine Band nicht die riesige Halle 1 kann nun ganz prima verlegt werden und die Stimmung bleibt gleich geil. Gut gemacht!
Amphitheater Gelsenkirchen, Grothusstr. 201, 45883 Gelsenkirchen
Im Nordsternpark in Gelsenkirchen befindet sich das superduperste Open-Air-Gelände des Ruhrgebiets. Leider finden bis auf das RockHard-Festival und das Blackfield nur wenige wirklich packende Veranstaltungen aus RocknRoll-Reporter-Sicht dort statt. Mit etwa 7000 Zuschauern ein eher kleines Open-Air-Gelände, schafft es das Amphitheater vor allem zu Pfingsten ein wohliges Heim für kopfschüttelnde Horden zu werden. Der Sound ist granatenstark, eine perfekte Location ohne Probleme. Außerhalb des Theaters kann man das Gelände mit Gastro zupflastern. Wer in die erste Reihe will und dort auch zu bleiben beliebt, braucht Stehvermögen und sollte früh ins Rund strömen. Für gescheite Parkplätze muss man etwas zu weit laufen und bei schlechtem Wetter gibt es nahezu keine Möglichkeit, sich unterzustellen. Trotzdem: Hier sollten viel mehr Rockfestivals stattfinden!
Die Freak-Show in Essen ist was ganz Besonderes: Sie sieht famos aus, ist grandios gestaltet, das Interieur ist so viel Metal, wie es nur geht. Dazu sind die “Bartender” Ela und Benny mehr RocknRoll als die meisten Kneipiers im Pott. Fotografisch ist es oft schwierig. Die “Bühne” ist eine Höhle innerhalb des Kellerclubs und Licht ist spärlich vorhanden. Dennoch gibt es kaum jemanden, der aus diesem Laden rausgeht und keinen Spaß hatte. Die vielen seltsamen Themenabenden sind übrigens immer einen Besuch wert!
Außer Konkurrenz:
Freilichtbühne Loreley, Auf der Loreley, 56346 St. Goarshausen
Wooooooooooooooooow! Das ist der Eindruck, den man beim ersten mal bei einem Festival auf/an der Loreley hat. Eine unfassbare Kulisse, ein tolles und riesengroßes Amphietheater, reichlich Platz zum Campen, Flanieren, Parken, Schlafen, Poppen und Pinkeln. Seit 1976 werden auf der Loreley-Freilichtbühne auch Rock- und Popkonzerte veranstaltet. Das erste Rockkonzert gaben am 3. Juli 1976 Genesis. Aus Fotografensicht ist der enorme “Fotograben” ein feuchter Traum, der seinesgleichen sucht. Und, wenn die Musik einmal nervt, bewegt man sich einfach auf die Aussichtsterrasse und genießt den wahnwitzigen Blick über den Rhein.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.