„Ich wäre ein guter Bond-Bösewicht“ – Alice Cooper im Interview

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Wenn der Großmeister des Shock-Rock, Alice Cooper, den Hörer in die Hand nimmt, um aus Phönix im Ruhrpott durchzuklingeln, ist klar, dass die RocknRoll-Reporter Zeit, Ohr und eine Menge Fragen für den unermüdlichen Entertainer bereithalten. 

 

PictureRRR: Alice Cooper, im April spielst du mit einem Orchester bei Rock meets Classic in der Essener Grugahalle. Eine Premiere für dich?

 

„Es ist nicht wirklich das erste Mal, dass ich mit klassischen Musikern live auftrete. Ich habe so etwas in den 90er Jahren schon einmal gemacht (British Rock Symphony mit u.a. Roger Daltrey – die Red.), aber da ging es nicht vorrangig um Alice Cooper-Songs, während ich jetzt einen ganzen Haufen meiner Songs im klassischen Arrangement spielen kann. „Welcome to my nightmare“, „Only woman bleed“, „Poison“ oder „House of Fire“ zum Beispiel werden dabei sein, insofern ist es dann doch etwas Neues.“

 

Ist man nach fast 50 Bühnenjahren dann noch nervös?

 

„Nein, Nervosität kenne ich nicht. Ich bin niemals nervös auf der Bühne.“

 

Stehst du denn überhaupt auf klassische Musik?

 

„Du wärst überrascht, was ich alles höre. Jazz, Broadwaymusik, ja sogar Country (lacht). Und da meine Frau sehr gerne klassische Musik hört, haben wir bei irgendwelchen Ausflügen mit dem Auto stundenlang Klassik gehört. Man bekommt eine Menge toller Ideen und Anregungen für seine eigene Musik durch die Klassik.“

 

Du warst ja jetzt schon oft in Deutschland. Was magst du hier besonders?

 

„Die tolle Sache an eurem Land sind unter anderem die absolut loyalen Fans. Zu unseren Shows in Deutschland kommen immer noch viele der Leute, die uns schon Ende der 60er, Anfang der 70er gesehen haben. Und das Tollste: Sie bringen ihre Kinder und sogar Enkelkinder mit. Und die sind dann völlig von den Socken, dass wir eine so große Show fahren. Weißt du, wenn ich in eine Stadt wie Essen komme, dann liebe ich es, einfach nur spazieren und shoppen zu gehen. Ich schnappe mir meine Frau und wir laufen 10 bis 15 Meilen quer durch Essen. Wir gehen einfach überall hin.“

 

In deiner Biographie „Golf Monster“ geht es zur Hälfte auch um deine neue Sucht, das Golfspielen. Immer noch abhängig?

 

„Ich spiele in der Tat jeden Tag Golf. Gerade heute morgen habe ich zwei über Paar gespielt. Das Verrückte: Je älter ich werde, desto besser spiele ich. Heute, mit 65, spiele ich das beste Golf meines Lebens. Ich schlage härter und weiter, präziser und putte viel besser.

Die theatralischen Elemente deiner Show mit dem Einsatz einer Guillotine, Zwangsjacken und Boa Constrictors sind seit jeher immens. In Filmen hast du auch häufig mitgespielt (u.a. Fürsten der Finsternis von John Carpenter). Ist da bald wieder etwas zu erwarten?

Ja, ich denke schon. Der letzte Film war ja ‚Dark Shadows‘ mit Johnny Depp, davor habe ich in ‚Suck‘ mit Malcolm McDowell gespielt. Ich würde liebend gerne aber auch mal wieder einen echten Charakter spielen, einen, der eben nicht Alice Cooper ist.“

 

Was wäre deine Lieblingsrolle?

 

„Ha, ich denke, ich wäre ein richtig guter James Bond-Bösewicht. Oder aber Moriarty, der geniale Gegenspieler, der Sherlock Holmes das Leben schwer macht. Sherlock wäre nichts für mich, aber Moriarty genau mein Ding.“

 

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In Wacken etwa spielst du vor 70.000 Metalheads, in Oberhausen und Mülheim habe ich dich auch in kleineren Hallen gesehen. Was gefällt dir besser?

 

„Wir spielen natürlich immer gerne die großen Bühnen. Doch, wenn du wirklich sehen willst, was Alice Cooper ausmacht, musst du mich und die Band in einem Theater sehen. Maximal 3000 Plätze. Manchmal machen wir so etwas aus der Reihe, denn in einem Theater oder einer kleineren Halle wirken Songs und Show einfach am besten.“

 

Dein nächstes Album wird eine Cover-Scheibe sein. Was hat es damit auf sich?

 

„Ich singe da Songs meiner ganzen betrunkenen toten Freunde (lacht herzhaft). Ich nenne das Album immer „All my dead drunk friends“, wobei der Titel nicht wirklich feststeht. Aber ich singe halt Songs von verstorbenen Freunden wie Hendrix, Keith Moon (The Who) oder Jim Morisson (Doors). Freunde, mit denen ich gesoffen habe, mit denen ich high war. Ich weiß noch nicht, ob es in diesem Jahr rauskommt oder erst nächstes Jahr, denn es werden auch vier bis fünf neue Songs vertreten sein. Dazu spielen viele Gäste mit, ich verrate aber noch nicht, wer genau dabei sein wird. Ok, Orianthi (Alice Coopers Tour-Gitarristin) wird drauf zu hören sein. Auf jeden Fall sagen kann ich auch noch, dass Bob Ezrin (legendärer Produzent u.a. von Alice Cooper und Kiss) das Album produziert.“

 

Du hast in Jesus Christ Superstar gesungen und gespielt, Filme gemacht, alle großen Bühnen gerockt, ein Buch geschrieben, singst nun mit einem Orchester. Was ist denn die größte deiner Künste?

 

„Die Tourneen sind immer große künstlerische Herausforderungen. Live-Shows sind eine eigene Kunstform, wenn man sie mit solchen Elementen versieht wie wir. Wenn Jugendliche zum ersten Mal eine Alice Cooper-Show sehen, sind sie geschockt. Geschockt von der großen Aufführung. So etwas kennen viele junge Leute gar nicht mehr. Die „Foo Fighters“ sind eine der jüngeren Bands, die wissen, wie es geht. Sie haben eine vor Energie strotzende Bühnenpräsenz. Das finde ich toll. Rammstein zum Beispiel haben etwas erschaffen, was vorher niemand gemacht hat, und das ist es, was bei mir großen Respekt auslöst. Rammstein sind toll. Sie sind einzigartig.“

 

Warst du damals eigentlich sauer, als Kiss durchstarten wollten und eigentlich fast alle deiner Ideen wie Make-up und die theatralische Show „geliehen“ haben?

 

„Nein, ganz im Gegenteil. Sie kamen sogar vorher zu mir, um zu fragen, woher ich mein Make-up beziehe. Aber darüber hinaus habe ich ihnen immer gesagt, dass das für mich ok ist, so lange sie ihr Ding machen und nicht ein Alice Cooper-Ding durchziehen. Bis heute sind Paul Stanley und Gene Simmons gute Freunde, ich war schließlich so eine Art Berater für sie. Ich wusste schon, was sie tun wollen, bevor sie es selbst wussten – und taten.“

 

Dann müssten dir moderne Shock-Rocker und Horror-Experten wie Rob Zombie und Marilyn Manson besonders gut gefallen.Picture

 

„Rob ist mit Slash einer meiner besten Freunde aus der Rock ‚n‘ Roll-Welt. Ich mag es, wenn jemand eine große Show auf der Bühne macht. Insofern finde ich auch Manson stark. Die Parallelen damals waren groß. Marylin und Alice. Ich habe ihm da schon gesagt: Pass auf, du wirst damit großen Trubel auslösen. Und genau das wollte er ja auch. Er ist ein sehr netter Mensch und wird ziemlich fehlverstanden.“

 

Unsere Trademarkfrage am Ende eines Interviews: Wenn du ein Charakter aus den Simpsons wärst, wer würdest du sein wollen?

 

„Ich liebe die Simpsons! Ich bin ein wirklich loyaler Fan, auch wenn ich ‚Family Guy‘ sogar noch satirischer finde. Wenn ich ein Charakter aus Simpsons sein sollte, ich wäre Flanders. Er ist der perfekte Nachbar.“

 

Fotos von Alice Cooper findet Ihr HIER und HIER und HIER!

 

Hintergrund:

 

 

– “Rock Meets Classic”-vereint in einem dreistündigen Liveprogramm weltbekannte Rock-Hits mit gefühlvoller Klassik.
– In Essen am 2. April werden Alice Cooper, Kim Wilde, Midge Ure und Joe Lyyn Turner dabei sein.

 

 

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