Punkrock-Klassentreffen: Jingo de Lunch im Gespräch

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"Das ist wie ein Klassentreffen!" Yvonne Ducksworth, Sängerin von Punkrock-Legende Jingo de Lunch bringt es auf den Punkt. Das 20-Jährige der reformierten Berliner Rotzrocker um das kanadische Energiebündel kommt an allen Auftrittsorten aber auch genauso an – wie ein Punkrock-Klassentreffen eben. "Das Ende damals war ja ziemlich unrühmlich für eine Band eines solchen Formats", erinnert sich Gitarrist Tom Schwoll im Gespräch mit dem RocknRoll-Reporter (Foto Silke Brembt).

"Die Luft war irgendwie raus bei uns", sagt er über den Split der Band im Jahr 1996. Umso glänzender, dass die alte Magie wieder da ist, denn genau das bewies die Band in der Essener Zeche Carl (Fotos HIER), genauso wie schon zuvor beim AREA4 (Fotos HIER). Yvonne Ducksworth lebte schon eine ganze Weile wieder in den USA, als sie mit Tom Schwoll telefonierte und der sie einlud, nach Berlin zu kommen, um eine kleine Party mit Gig zu feiern. "Wir wollten im White Trash spielen und feiern und das hat sich so unglaublich entwickelt, dass wir sofort noch einen zweiten Auftritt dranhängen mussten", sagt Schwoll. "Irgendwie war es immer scheiße, wenn ich in den USA war, mir hat was gefehlt", ergänzt Ducksworth, die trotz heftiger Heiserkeit eine ganz starke Performance in Essen auf die kleinen Bühnenbretter schmettert. "Dann hat sich unser Schlagzeuger, Manager, Chef Steve (Hahn – red) total reingehängt, den ganzen Businessquatsch organisiert und sogar ne Plattenfirma an Land gezogen", freut sich Tom Schwoll. Die bringt jetzt erst einmal eine Best-of-CD mit remastertem Material heraus.

Und danach? Gibt es dann wieder frisches Material von Jingo de Lunch? "Na, da wollen wir erst einmal abwarten, wie es sich so entwickelt", ist Schwoll noch verhalten.

Nicht mit allen ihrer Releases sind Jingo de Lunch im Nachhinein zufrieden, so dass man wohl gerade in Bezug auf neue Songs auf Nummer sicher gehen will. "Gerade bei einem Majorrelease wie ‚Underdog‘ kam einfach nicht rüber, dass wir aus dem Hardcorebereich kommen." Trotz alledem kam die CD damals gut an, ein Track von "Underdog" wird auf dem Best-of-Album aber nicht vertreten sein – nicht einmal das grandiose "Growing pains", das immerhin zum Live-Repertoire der Jingos zählt. Überhaupt möchte die Band das Kapitel "Underdog" am liebsten vergessen. "Wir hatten da ne Menge Stress", bekennt Yvonne Ducksworth, bevor sie mit Schwoll, auf dessen Beerdigung am liebsten Hank Williams "Kaw-Liga" laufen sollte, lieber wieder auf den Ist-Zustand zu sprechen kommt.

"Es ist wie ein zweiter Versuch", weiß Schwoll, "alle sind ganz euphorisch, es herrscht Aufbruchstimmung, wir erhalten ein unglaubliches Feedback." Und wieder wird das Klassentreffenbild bemüht. "Alte Weggefährten tauchen wieder auf, es ist unglaublich."
Wie passend die Metapher ist, zeigt sich dann auch beim Essener Konzert anhand des Publikums. Die übliche, älter, aber nicht alt gewordene Punkrock-Mafia Essens und seiner Nachbarstädte will die alten Recken noch einmal in Höchstform sehen und wird nicht enttäuscht. Für den Pogotanz und das Stagediving sorgen dann allerdings die (wenigen) jungen Besucher in der proppevollen Zeche Carl, was viele wehmütige Blicke der Altpunks provoziert, Jugend ist halt doch das Einzige, was zu besitzen sich lohnt (Oscar Wilde).

Simpson de Lunch:
Natürlich vergeht kein "Ortstermin" der RocknRoll-Reporter ohne unsere berüchtigte Simpsonsfrage ("Wenn du ein Charakter der Simpsons wärst, wer wärst du und warum?"). Auch Jingo de Lunch wurden simpsonized. Yvonne wäre "wohl am ehesten Lisa", während Gitarrist Tom Schwoll bekannte, gar "nicht der größte Simpsonsfan zu sein". Trotzdem wusste er, wer er sein würde: "Ich wäre immer der jeweilige Gaststar!"

 

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