Ambrose Bierce: Horrorgeschichten

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bierceNicht bloß ein gutes Stück Rocknroll kann einem eine Gänsehaut verpassen, auch gelungene Literatur beherrscht jene (positiv konnotierten) Schauer-Effekte. Tatsächlich Zähneklappern gesellt sich noch hinzu, wenn wir von den Werken eines Edgar Allen Poe oder H. P. Lovecraft sprechen. In diese Kategorie großer Horror-Schriftsteller fällt zweifelsohne auch Ambrose Bierce. Nach seiner Zeit als Soldat im Amerikanischen Bürgerkrieg machte sich der Sohn eines Farmers als Journalist einen Namen, bevor er seiner Nachwelt hoch geschätzte Kurzgeschichten und Erzählungen hinterließ. Um die Jahreswende 1913/1914 verlor sich seine Spur in Chihuahua/Mexiko auf rätselhafte Weise, als hätte er gar um seine eigene Biographie eine Gruselgeschichte inszeniert. Zum 100. Todestag widmet der Insel Verlag dem „Meister des Unheimlichen“ die Sammlung „Horrorgeschichten“ als Taschenbuch.

 

Darin enthalten sind Erzählungen aus den Bänden „Das Spukhaus und andere Gespenstergeschichten“, „Mein Lieblingsmord und andere Erzählungen“ sowie „Der Mönch und die Henkerstochter“. Der Tod zieht sich durch die voneinander unabhängigen Kurzgeschichten wie ein roter Faden; Geister treiben zwischen den 154 Seiten ihren Spuk. Die Protagonisten müssen sich mit Dunkelheit, Nacht und Mondschein-Atmosphäre arrangieren; Kerzenschein, Albträume und Spinnweben gehören ebenso zur reinen Horror-Kultur des Amerikaners wie Leintücher und Leichenberge. Natürliches und Übernatürliches vereint die Handlung zu grotesker Harmonie. Bierce zerlegt Naturgesetze und Wahrscheinlichkeiten wie Bauklotzkästen, um sie zu finalen Werken neu zusammenzustecken. Detailarbeit und Variationen weiß er dabei geschickt dem Leser zu hinterlassen. Und weil die Kurzgeschichte eben schnell zum Ende kommt, sei aufgrund der Spoiler-Gefahr hier auch gänzlich auf die Schilderung konkreter Inhalte verzichtet.

 

Über 100 Jahre alt und noch immer vermögen es die „Horrorgeschichten“, den Pulsschlag in die Höhe zu treiben. Nicht, indem sie sich selbst in ihrer Brutalität zu überbieten versuchen, nur selten durch Ekel, aber sie kennen sämtliche Angriffspunkte menschlicher Furcht und packen einen an den dunkelsten Phantasien. Und vor allem: Sie schildern das Unheil in all seinen Einzelheiten ohne auch nur eine Spur von Mitgefühl. Ein Buch, dass man sich anschaffen sollte, wenn man eine Ader für Horror hat. Speziell, wenn man vom Autor bisher noch nichts gelesen hat.

 

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Ambrose Bierce: Horrorgeschichten;

erschienen am 20. Januar 2014 im Insel Verlag;

ISBN: 978-3-458-35985-2; 9 Euro

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