Cormac McCarthy: Die Straße

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„In alle Richtungen erstreckten sich verkohlte, astlose Baumstümpfe. Asche wehte über die Straße, und von den geschwärzten Strommasten hingen wie schlaffe Hände abgerissene Kabel und wimmerten dünn im Wind. Auf einer Lichtung ein abgebranntes Haus, dahinter ein Streifen Weideland, öde und grau, und ein nackter roter Erdwall von einer verlassenen Baustelle. Weiter weg Reklametafeln, die für Motels warben. Alles, wie es einmal gewesen war, nur verblichen und verwittert.“ Inmitten diese amerikanische Anti-Idylle entsendet Cormac McCarthy, Autor des 2007 von den Coen-Brüdern verfilmten „No country for old men“, ein namenloses Vater-Sohn-Gespann. Ihr Ziel ist der Süden, das Meer, dort, wo es warm sein soll. Ihr persönliches Schicksal und die Ursache des Generalübels bleiben dem Leser verwehrt. Und doch klebt man ihnen (ohne Lenkung durch Kapitel) an den Fersen, auf ihrem Weg durch McCarthys Endzeitvision. Unterwegs mit einem alten Einkaufswagen als einzigem Gefährt, um das Lebensnotwendige zu transportieren. Gejagt von Kannibalen und ihren eigenen Träumen. Ohne Obdach, hungernd, fröstelnd und gänzlich auf ihre reine Existenz reduziert. Sonst aber ist für die beiden Männer alles „okay“ – sie stehen im Glauben, haben einander und im Revolver zwei Schuss, die im Zweifelsfall eher Erlösung denn Schutz bringen sollen. Ein düsterer, niederschmetternder Roman, in lakonischer Sprache geschrieben, dialogkarg und scheinbar ohne Chance auf den glücklichen Ausgang, zudem – trotz Handlungsarmut aber dank großer Landschaftszeichnungen – mit viel Kino-Potential. So kam er auf die große Leinwand unter der Regie von John Hillcoat, wurde im September 2009 im Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig uraufgeführt. Die Rolle von Vater und Sohn übernahmen Viggo Mortensen und Kodi Smit-McPhee. In weiteren Rollen: Charlize Theron, Robert Duvall, Guy Pearce und Molly Parker. Alles in allem echter Gänsehautstoff, der mit ein bißchen weniger Messias und etwas reißerischeren Figuren, die ihrer Kulisse auch Paroli bieten, grandios sein könnte.
Rowohlt Taschenbuch Verlag/2007, 8,95 Euro. Mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet.

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