Review: Leben heißt Leiden (Nikki Sixx)

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„Ich denke, dass ein Fotograf, der seine Nase über eine niedrigauflösende Handykamera rümpft, das verloren hat, in das er sich einst verliebt hatte: Das Festhalten eines magischen Momentes.“ Es sind die kleinen Sätze zwischendrin, die Nikki Sixx‘ „Leben heißt Leiden – Fotografie. Musik. Kunst“, den Nachfolger des Bestsellers „Tagebuch eines Heroinsüchtigen“ aus dem Jahre 2009, lesenswert machen. Bisweilen gestaltet sich die Lektüre des wunderschön aufgemachten Hardcovers allerdings auch wie die Suche nach dem Barren Gold in einer Wagenladung voller Kuhscheiße.

 

Hauptsächlich dreht es sich bei diesem Werk um Sixx‘ Leidenschaft für Fotografie und ganz besondere Motive, am Rande geht es um die Aufarbeitung der Zeit nach dem Mega-Erfolg seines Drogenbuches von 2009 und noch weiter in der Ecke finden sich Mötley Crüe-Geschichtchen, die vor allem von den letzten Europatouren stammen. Aus Fotografensicht ist „Leben heißt Leiden“ durchaus stöbernswert, bekommt man doch einige (wenn auch oft krasse oder zu extreme) Ideen für Motive oder Shootings.

Ob ein Trip ins Drogenviertel einer Großstadt, um die Abhängigen auf den Chip zu bannen, ohne 120 Kilo-Bodyguard und einem Arsch voll von Geld empfehlenswert ist, wage ich zu bezweifeln. Sixx hat genau das unter anderem „gewagt“ und einige imposante Schüsse dabei zustande gebracht. Bei der US-Premiere weigerte sich eine große New Yorker Handelskette das Buch aufgrund seines kontroversen Fotoanteils ins Sortiment zu nehmen. Das ist natürlich Ami-Quatsch und nicht weniger als Kunsthass, denn das Auge, welches der Gitarrist an den Tag legt, ist schon ein besonderes und spiegelt durchaus seine ganz besondere Lebens- und Leidensgeschichte wider. 

Was das Buch zuweilen abstoßend macht, sind nicht die extravaganten Fotomotive des Künstlers, sondern sein pathetisches „ich suche Schönheit in der Scheiße, weil ich son krasser Typ bin, der alles schon mal gemacht hat“-Geblubber. Nach den verrückten Intro-Sätzen seiner Tochter Storm, kann man Schlimmes befürchten, doch ganz so wild wird es dann nicht und der Sturm bleibt im Wasserglas stecken. Denn Sixx lässt immer wieder durchblicken, dass er noch etwas mehr zu sagen hat als „Girls Girls Girls“ und „Shout at the Devil“. Und dass er eben mehr ist, als der Ex-Drogensüchtige, der Dekadenz als zweiten und dritten Vornamen trägt. Bis man dies erkennen kann, muss man sich durch viele Worthülsen ackern, wird dadurch aber mit so manch gülden scheinender Erkenntnis und Horizontalerweiterung belohnt.  

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