Stephen King: Die Arena

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„Plötzlich bekam er am ganzen Körper eine Gänsehaut. Seine Hoden kribbelten wie Stimmgabeln, und er hatte sekundenlang einen sauren Metallgeschmack im Mund.“ Und dann gab es für Dale Barbara kein Entrinnen mehr aus der Kuppel. Abgeschnitten von der übrigen Welt von einem unsichbaren Kraftfeld, so wie die anderen knapp 2.000 Einwohner von Chester´s Mill in Maine, die Kleinstadt mit der Form einer „Sportsocke, die so vor Dreck starrte, dass sie von allein stehen konnte“.
Horrorszenarien wie dieses hat Schreib-Gott Stephen King im Gegensatz zu seinen Akteuren natürlich im Griff. Ebenso wie Provinznester, die Einbindung gesellschaftspolitischer Bezüge, kurze Episoden in großen Kontexten und aus allen Nähten platzende Personalausstattungen (für die hier extra ein Verzeichnis angelegt ist). Aber was ist neu am kürzlich als Taschenbuch erschienenen Roman-Dinosaurier „Die Arena“ („Under the Dome“)? Zum Beispiel, dass King den Stoff nach eigenen Angaben über 30 Jahre stagnieren ließ, da er sich von seiner eigenen Ausgangsidee überfordert fühlte, vornehmlich mit den ökologischen und meteorologischen Auswirkungen seiner Kuppel. Erst 2007 habe er das Eingangskapitel aus seiner Erinnerung heraus erneut niedergeschrieben, dank eines Freundes die technischen Probleme bezwungen und so die Geschichte vollendet. Immerhin wurden so aus einst 75 Rohseiten die nun 1280 vorliegenden, damit das drittlängste aller bisher erschienenen King-Werke.
Und darin findet der Leser nicht bloß ein fingierte Apokalypse, wie sie derzeit Trend ist auf dem Markt. Wie von einem Meister der Horror-Erzählung zu erwarten geht es vielmehr um Menschen, Beziehungen, Verstrickungen und vor allem uralte Ängste, wie sie jeder von uns (zumindest in Ansätzen) kennt; hier schwinden die Ressourcen bishin zum Kampf ums nackte Überleben. Natürlich angereichert von abscheulichen Bildern, wie ein abgetrennter Hirschkuhkopf, ein entzweigeteiltes Waldmurmeltier, gefierte Kadaver und allerlei blutende, von menschlichen Körpern separierte Gliedmaße. Natürlich spielt King auch mit politischen Grausamkeiten: Nationalsozialismus, Irak-Krieg, religiöser Fanatismus, Machtmissbrauch, Erderwärmung. Es ist ein Anti-Bush und Pro-Obama, der sich um seine Wiederwahl 2012 laut Autor übrigens keine Sorgen zu machen braucht. Zuletzt zieht er auch noch die uns immer wieder und immer stärker faszinierende außerirdische Welt hinzu. Das ganze Universum vereint unter einer Käseglocke – das kann auch wirklich nur einer wie King machen. Jedenfalls mit Gänsehaut und ohne sauren Abgang.

Heyne-Taschenbuch; Aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner; ISBN: 978-3-453-43523-0; 12,99 Euro.

Gibt´s auch als Audible-Hörbuch mit Sprecher David Nathan (41 Stunden)

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