Inception

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Ich bin eine Träumerin. Alles spielt sich in meinem Kopf ab, in meinen Gedanken, in meiner Phantasie. Nur das wenigste davon wird artikuliert und so an die Öffentlichkeit getragen. Folglich bereitet mir der Gedanke, jemand könnte auf meine Träume zugreifen, meine Erinnerungen und Ideen auslöschen, ernstlich Sorge. Folglich wäre eine Manipulation der aktiven Sorte, sprich der Einspeisung fremden Gedankengutes, ein Desaster. Und genau diese Ängste schürt Batman-Regisseur Christopher Nolan im neuen Sci-Fi-Thriller „Inception“.
Vorab: Grandioser Stoff. Denn weiß der Mensch doch nur zu gut, wie manipulierbar seine Rasse ist, so glaubt das Individuum dennoch stets, sein Verstand schütze ihn vor Ein- und Übergriff. Nicht eben aber vor Leonardo DiCaprio, hier Dominic „Dom“ Cobb: Begnadet auf dem Gebiet des Gedankendiebstahls und damit ebenso heißbegehrt wie -gesucht, bewegt er sich im Untergrund, fern seiner Heimat und der geliebten Familie. Eine besondere Herausforderung soll Abhilfe schaffen: Der Sohn eines großen Unternehmers soll sein Erbe aufteilen, aus freiem Willen. Dafür wird Cobb die sichere Rückkehr in die Vereinigten Staaten versprochen. Die Sehnsucht nach seiner Vergangenheit, die Sucht nach Traumtrips und die süße Versuchung der großen Aufgabe bringen seine Zustimmung. Doch der Deal ist nicht ganz sauber: Die Voraussetzung zur Einpflanzung eines fremden Gedanken (die sogenannte Inception), gleich mehrere Traumebenen zu durchdringen, birgt zugleich die Gefahr, daraus selbst für lange Zeit nicht mehr zu erwachen. Dem nicht genug, geht Cobb noch dazu seiner verstorbenen Frau ins Netz. Nur ein kleines Team aus Spezialisten, eine Pistole und ein unscheinbarer Kreisel sollen Cobb nach erfolgreicher Mission zurück in die Wirklichkeit führen.
Dass Adam Sandlers „Kindsköpfe“ den Streifen knallhart gleich in der ersten Woche vom Kinochartthron stieß, sollte Filmfreunde keineswegs davon abhalten, trotzdem hier eine Karte zu lösen. Der Vorzug wird sogar strengstens empfohlen. Anfangs fühlte ich mich leicht an Selim Özdogans „Zwischen zwei Träumen“ erinnert, welches ebenfalls das Suchtpotential von Träumen thematisiert und weiter spinnt, wie sich solche gar vernetzen. Alles aber noch etwas unspektakulärer und keinesfalls so technisch ausgeklügelt wie in Inception. Ein paar Wimpernschläge später sitzt man schon mitten in der „Matrix“: die Handlung überschlägt sich, Menschen laufen kopfüber und es fällt dem Zuschauer zunehmend schwerer, dem Spannungskomplex überhaupt noch zu folgen. Dies, der früh angedeutete Ausgang und die leicht überdrehte Emotionalität des Helden, wenn es um seine Gattin geht, könnte man als Kritikpunkte anführen. Muss man aber nicht. DiCaprio liefert den gewohnt perfekten Job ab, neben ihm kann (leider) kein anderer Charakter glänzen, aber schlecht macht es eben auch keiner. Kurzum: Kreativ, spannend, einfach unterhaltend. Eigentlich mindestens eine Viereinhalb. Aber wer mag denn schon Gitarren ohne Hälse.
USA/Großbritannien 2010, FSK 12, 148 Minuten

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