Planet der Affen: PRevolution

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Den Klassiker von 1968 neu aufleben lassen, woran 2001 Tim Burton kläglich scheiterte, versucht die aktuelle Kinoversion glücklicherweise nicht. Vielmehr handelt es sich bei „Planet der Affen: PRevolution“ um ein nicht notwendiges aber dennoch gelungenes Prequel. Statt in die nostalgische Kostümkiste hat Regisseur Rupert Wyatt hier zu PC-Primaten gegriffen.
Und die wirken in den ersten Einstellungen zunächst unwirklich und steif. Doch mit der Einführung des Schimpansen Caesar (Performance-Capture-Darsteller Andy Serkis) wird die Leistung hinter den animierten Hauptcharakteren der Geschichte deutlich: Der Affe zeigt Bewegungen und Emotionen eines Menschen. Immerhin wächst das Riesenbaby auch wie ein kleiner Junge im Haushalt des Wissenschaftlers Will Rodman (James Franco) auf, als einzig überlebender Test-Schimpanse einer Experimentreihe in der Alzheimer-Forschung. Entgegen dem Wissen seines arbeitgebenden Pharmaunternehmens setzt Rodman die Versuche mit dem Virus, welches gestörtes Gehirngewebe wiederherstellen soll, fort. So zieht er nicht nur den mit dem Wirkstoff in sich geborenen Affen groß, sondern impft sogar seinen an Alzheimer erkrankten Vater (John Lithgow). Die Wirkung übersteigt anfangs jegliche Erwartungen: Caesar entwickelt sich schneller als ein menschliches Kind, kommuniziert über Zeichen, gibt sich selbst die Flasche und spielt in fortgeschrittenem Alter sogar Schach. Auch der Senior im Haus ist seine Gedächtnislücken quasi über Nacht los. Doch während die Probleme des alten Herrn schleichend zurückkehren, kratzt der Hausaffe sehnsüchtig am Dachfenster und zeigt zunehmend Verhaltensweisen nicht eines menschlichen Abbildes sondern eben eines wilden Tieres. So landet der Primat in einem grausam geführten Tierheim, Käfig an Käfig mit längst verstörten Artgenossen. Hier kommen ihm seine besonderen Fähigkeiten endlich wirklich zugute, denn mit Hilfe seines ausgeprägten Verstandes zettelt er einen tierischen Aufstand an, befreit seine neuen Freunde und führt sie über einen krachenden Showdown auf der Golden-Gate-Bridge dorthin, wo noch himmelhohe Bäume die Welt bedeuten ..
Im großen Ganzen erlebt der Zuschauer mit „Planet der Affen: PRevolution“ 105 spannende Kinominuten; die ‚Familiengeschichte‘ um das Heranwachsen Caesars aber auch den schweren Umgang mit dem Vater ist rührend, dazu mitreißend die von der Regierung getragenen Tierquälereien; die Kampfsequenzen im Tierheim und final auf der Brücke bieten echte Blockbuster-Unterhaltung. Während aber das Verhalten der Tiere – Caesars bissiger Angriff auf den wütenden Nachbarn ist eben ein natürlicher Beschützerinstinkt – stets gerechtfertigt wird, kommen die menschlichen Protagonisten beinahe durchgehend schlecht weg: Angefangen beim Institutsbesitzer, der die aussortierten Testtiere brutal einschläfern lässt, über den gefühlstauben Tierheimbetreiber John Landon (Brian Cox) und sein sadistisches Team bishin zur Polizeimannschaft, die sich den freiheitssuchenden Affen kampfbereit in den Weg stellt. Selbst Rodman, die eigentlich gute Seele, macht sich durch seine illegalen Versuche strafbar und überlässt auch seinen Liebling nach zaghaften Befreiungsunternehmungen schließlich der Gefangenschaft. Vielleicht, so könnte man kritisieren, ein extrem vereinfachtes Szenario Mensch vs Affe á la „Wer ist denn hier der eigentliche Primat?“. Vielleicht wird auch zu sehr am Mitgefühl für den Affen geschraubt und dieser selbst zu arg emotionalisiert, etwa wenn Caesar vom Tod seiner Mutter erfährt. Auch sein Verständnis der menschlichen Sprache geht weit über die Zeichenkommunikation hinaus. Und während der Mutterfilm noch das Wohl der Erde, der Natur im Ganzen im Blick hatte, scheinen nun der Schutz des Affen im Speziellen und eine Satire auf den Menschen, der sich noch immer als Herrscher über alle anderen Lebewesen erlebt, im Mittelpunkt zu stehen. Dennoch, dieser Film bietet mehr als totes Gewebe wiederherzustellen und lädt zu einem keinesfalls einschläfernden Kinoabend ein. Denn auch die eher unbekannten Darsteller sind gut gewählt und machen sich keinesfalls so zum Affen wie ihre künstlich erschaffenen Kollegen.

Science Fiction; 105 Minuten; USA 2011 (Rise of the planet of the apes); FOX

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