Review: Der Marsianer

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Der-Marsianer-The-Martian-PlakatNachdem ich das gutklassige Hörbuch gerade zu verschlungen habe, wagte ich mich dann nun ins Kino: Der Marsianer wurde von Spacekino-Großmeister Ridley Scott umgesetzt. Der Cast ist aufsehenerregend, stehen doch neben Hauptdarsteller Matt Damon viele weitere richtig gute Schauspieler wie Kate Mara, Mackenzie Davis, Jessica Chastain, Jeff Daniels oder Donald Glover auf der Gehaltsliste. Die Story ist schnell erzählt: NASA-Astronaut Mark Watney ist eines von sechs Mitgliedern von Ares 3, der dritten bemannten Marsmission. Als sie am sechsten Tag auf der Oberfläche aufgrund eines heftigen Staubsturms gezwungen sind, die Mission abzubrechen, wird Watney während der Evakuierung von einer Antenne durchbohrt, die dabei den Computer seines Schutzanzuges zerstört, der seine Biodaten überträgt.

Daraufhin wird er von den Teammitgliedern für tot gehalten und sie verlassen den Mars ohne ihn. Er überlebt jedoch und seine Verletzungen erweisen sich als relativ gering, aber da durch den Sturm alle Kommunikationssysteme zerstört wurden, muss sich Watney, der der Botaniker und Ingenieur der Mission ist, ohne eine Möglichkeit der Kommunikation mit der Erde auf seine wissenschaftlichen und technischen Fähigkeiten verlassen, um zu überleben. Die lebenswichtigen Systeme wie der Oxygenator, der Sauerstoff aus Kohlenstoffdioxid produziert, der Atmosphäreregler, der für eine gesunde Luftzusammensetzung sorgt und der Wasseraufbereiter, der aus gebrauchtem wieder sauberes Wasser herstellt und somit einen Kreislauf erzeugt, sind noch vollkommen intakt. Über all seine Tätigkeiten führt er ein Logbuch, falls sein Leichnam von zukünftigen Archäologen entdeckt werden würde. Es kommt, wie es kommen muss, die NASA checkt, dass Watney lebt und schickt die riskanteste Rettungsmission aller Zeiten auf den Weg.

Der Film schafft es, den Humor der Buchvorlage gut rüberzubringen, ja viele Dialoge sind erfreulicherweise 1:1 übernommen worden. Matt Damon spielt endlich einmal aus, was er scheinbar zu leisten im Stande ist. Sehr erfreulich. Die 3D-Effekte sind gut, aber der Film funktioniert auch in 2D nicht viel schlechter. Ärgerliches gibt es natürlich ebenfalls: Einige eklatante Dinge fehlen, etwa der Sandsturm, der am Ende beinahe die Rettung verhindert. Besonders spannend ist da nämlich, wie Watney es schafft, diesen zu umfahren. Zahlreiche Berechnungen hat er dafür angestellt. Viele viele brillante Lösungen Watneys werden im Film zusammengerafft, so dass sie wirken, als hätte ein Sechsjähriger das auch schaffen können. Etwas dünn. 

Das Ende ist von Scott komplett neu erfunden und völlig überflüssig. Das Buch schließt schlicht und einfach mit der Rettung des Astronauten. Kurz und gut. Ebenfalls ein echter Makel: Es wird nicht wirklich herausgearbeitet, dass die Chinesen ihre Trägerrakete nur deshalb rausrücken, weil ihnen versprochen wird, einen ihrer Leute auf die nächste US-Marsmission mit zu nehmen. 

Unterm Strich bleibt ein hübscher Blockbuster, der durch seine Lockerheit besticht, aber einem Epos wie „Interstellar“ bei weitem nicht das Wasser reichen kann. Wer das Buch nicht kennt, wird sehr erfreut über „Der Marsianer“ sein. Buchfreunde finden hier leider den ein oder anderen Wermutstropfen. Ziemlich übel dabei: Es ist NICHT die Kommandantin der Hermes, die zu Watney ins All steigt. Welcher Kommandant würde das tun? Autor Andy Weir weiß, dass das hanebüchener Unfug ist. Und deshalb retten im Buch Beck und Vogel den gestrandeten Kollegen. Noch was: Die Massenszenen in China, den USA oder London (wo sich alle wie Bolle über die Rettung eines US-Amerikaners freuen) wirken billig. So billig wie die grenzenlose Völkerverständigung in Armageddon. Auch das hat die Vorlage so nicht gewollt.

 

Fazit: Gute Hollywood-Unterhaltung mit Problemen für die Fans der Buchvorlage

 

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