The Tourist

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Erst drei Golden-Globe-Nominierungen (Beste Komödie/Musical, Beste männliche und beste weibliche Hauptrolle) retteten zum deutschen Kinostart kurz vor Weihnachten Florian Henckel von Donnersmarcks ersten Hollywood-Streifen „The tourist“ im (amerikanischen wie deutschen) Pressespiegel. Dabei waren die Voraussetzungen für Traumkritiken kaum zu toppen: Für seinen ersten Spielfilm „Das Leben der Anderen“ (2005) kassierte der deutsche Regisseur nichts weniger als einen Oscar (nach dem Deutschen Filmpreis und weiteren Auszeichnungen). Eine solide Vorlage lieferte dem Remake Jérôme Salle mit „Anthony Zimmer“ (Frankreich, 2005, u.a. mit Sophie Marceau). Gedreht wurde der dramatische Thriller in den romantischen Gassen von Paris und Venedig. Und als Hauptdarsteller wurden nach reiflicher Suche keine geringeren verpflichtet als Mr. Captain Johnny Depp und la sexy Grand Madame Angelina Jolie.
Manchmal kommt´s dennoch anders, als man zunächst denkt. So hinterlässt das Resultat „The tourist“ beim Zuschauer den Eindruck, als hätten die exklusiven Zutaten einfach nicht zum perfekten Rezept gepasst. Auch Safran und Kaviar zeugen schließlich nicht zwingend von gehobener Küche. Die Jolie verleiht der Ex-Agentin Elise Clifton-Ward mit verhängnisvoller Affäre zu einem in 14 Ländern gesuchten Verbrecher, mit Namen Alexander Pearce, eine streng-arrogante Eleganz. Strahlend schön, beinahe divenhaft jagd sie durch die ohne Risiko gewählte Filmkulisse, den schlurfenden Kollegen Depp als scheinbar unvorbelasteten Frank Tupelo, der schon bald zuckersüß im Schlafanzug über die Dächer Venedigs tippeln wird, an ihrer Leine. Ob (emotionale Distanz) gewollt oder nicht, beraubt sie ihm dabei dessen perfektionierter Leichtigkeit, des naturgegebenen Irrsinnes, seines Witzes und des Charmes (komische Dialoge wie im Trailer angedeutet sind viel zu selten), während er, mit letztem Atem seiner Männlichkeit und einer Winzigkeit verbliebener Schrägheit, ihr Aphrodisiakum ausbläst. Mit welcher Kraft haben die beiden großen Schauspieler bei öffentlichen Präsentationen beteuert, wie faszinierend sie einander empfänden, dass man sich um Brad und Vanessa fast hätte besorgen müssen, entsprechende Gerüchte kursierten. Doch nichts von diesem Faszinosum, sofern denn real je vorhanden, hat es leider in die 97 Filmminuten geschafft, keine gegenseitige Empfängis, keine Chemie. Besser also, das Drehbuch hätten die Macher „Mr. vs. Mrs. Hollywood“ getauft, sie in ein paar Hotpants mit Halfter geschlungen, ihn in zerrissene Jeans, ein Schiff geheuert, an Bord genug Zigarren und Rum .. Oder aber, von Donnersmarck hätte sich das Budget der Stars gesparrt, der kleinen Gangster-Story von Täuschung, Flucht und wahrer Liebe mehr Logik, mehr Thrill und Humor aufgebürdet, schlicht eine kleine Kinogeschichte als Gegenstück zur Hollywood-Erwartung an ihn gewagt, statt mit reichlich Tamtam eher durchschnittliche TV-Unterhaltung zu schaffen. Sorry Johnny; der Globe liegt dir letztlich trotzdem im .. Hut.
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