Blu-ray™/DVD: „Michael Jackson: The Life Of An Icon“

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„Man wird sich an die Liebe erinnern, die er der Welt geschenkt hat.“ Die Worte einer Mutter, die ihren Sohn zu Grabe tragen musste, gehen ans Herz. Mit Michael beerdigte Katherine Jackson dazu den wohl umstrittensten aber sicher auch größten Entertainer aller Zeiten. Daran erinnert jetzt eine neue Dokumentation des Jackson-Jugendfreundes David Gest (Produzent) in Zusammenarbeit mit Regisseur Andrew Eastel. Universal Pictures International Entertainment präsentiert auf Blu-ray™ und DVD „Michael Jackson: The Life Of An Icon“.
Von dem Notruf aus der L.A.-Villa im Juni 2009, als der Superstar bereits nicht mehr atmete, und den schockierten Reaktionen seines Umfeldes umrahmt ist eine zweieinhalbstündige Collage aus noch alten Schwarzweiß-Fotografien, teils bisher unveröffentlichten Familienfotos, sowie neueren Bildaufnahmen, Videoausschnitten, Zeitungsberichten, Konzertfragmenten, natürlich Musik und vornehmlich Interviews entstanden. Nicht zum lauten, bunten Langspiel-Videoclip zusammengemischt, sondern in Form eines nachdenklichen Rückblicks vieler Weggefährten, während der Gewürdigte selbst praktisch nicht zu Wort kommt.
Da treten für den emotionalen Part neben Mutter Katherine auch die Geschwister Tito und Rebbie auf, die nicht müde werden den familiären Zusammenhalt zu betonen, aber auch süße Anekdoten von dem Buben Michael aus der Jackson Street 2300 zum Besten geben. Katherines teils bebende Stimme und die Tränen in ihren Augen verlangen Mitgefühl, wenngleich sie auch die tyrannischen Erziehungsmethoden inklusive Handgreiflichkeiten ihres Mannes Jo rechtfertigt, von Tito unterstützt.
Wirklich interessant aber sind eher die Worte der Künstler, Musiker, Songwriter und Produzenten, welche Michaels Leben begleiteten und seine Karriere vorantrieben, so etwa Bobby Taylor. Vor allem in der ersten Filmhälfte, die sich um Jacksons Kindheit, die Jackson Five und später Jacksons dreht, blicken die Interviewten hinter die Kulissen, offenbaren Produktionsprozesse und erinnern sich an die ersten Reaktionen auf das unglaubliche Talent, das in dem ebenso bescheidenen wie forschen Workaholic-Boy aus Gary/Indiana schlummerte. Seine Solokarriere und den späteren Niedergang fasst der Film dann in seiner zweiten Hälfte zusammen, wobei allein dem Kindesmissbrauch-Prozess rund eine halbe Stunde gewidmet wird. Zu Wort kommen zu den Ereignissen Jacksons verstorbener Manager Frank Dileo sowie Biograph J. Randy Taraborrelli, Assistent Frank Cascio, Jackson-5-Keyboarder Ronnie Rancifer, Ron Alexenburg (Bereichsleiter CBS/EPIC Records) sowie diverse Musiker der Motown-Familie und viele andere.
Im Grunde ist die Dokumentation eine große Anerkennung und Lobhudelei auf DAS Pop-Idol der letzten Jahrzehnte, die Geschichte der Verkörperung des amerikanischen Traums und eines wichtigen Beitrages zur breiten Akzeptanz schwarzer Musik, dem Macher des meistverkauften Musikalbums aller Zeiten (Thriller) sowie den so oft verkörperten Schattenseiten des Ruhms und der deutlichen Betonung der Unschuld dieses Ausnahmekünstlers in sämtlichen Anklagepunkten. Doch obwohl die Doku ein eindeutiges Pro-Michael-Statement abgeben möchte, unterstützt sie doch leider den mittlerweile vorherrschenden öffentlichen Eindruck, Jacksons Solokarriere sei vielmehr von Schönheitsoperationen, Pädophilie-Anschuldigungen, Medikamentenmissbrauch und gescheiterten Beziehungen gesprägt denn von musikalischem Erfolg. Abstrus wird es dann, wenn Geheimnisse des Popstars, wie etwa angebliche Verhältnisse zu anderen (betont weiblichen) Musikgrößen, aus Respekt unbedingt gewahrt bleiben sollen, dann aber wie nebenbei verraten wird, seine wichtige Bezugsperson Elisabeth Taylor habe sich für seine öffentliche Begleitung angeblich kaufen lassen. Spätestens da hätte Michael sicher gern zu Sprache gefunden.
Stattdessen erlaubt ihm der Produzent in einem der raren Einspieler lediglich eine Danksagung, und zwar an Gest selbst. Geschickt, aber auch irgendwo gerechtfertigt, denn trotz kleiner Mängel und wenig wirklich neuer Informationen hat er den zahlreich erhaltenen Fans ein schönes Andenken geschenkt, einen, wie er plante, „bleibenden Beleg für das Mitgefühl und die Liebe, die Michael für die Menschheit empfand“. Gerade nach der Genugtuung der Verurteilung Conrad Murrays wegen fahrlässiger Tötung in diesen Tagen werden die verzückenden Bilder und warmen Worte den Jacko-Anhängern runtergehen wie Öl. Für einen weiteren Rückblick müssen Jacksons & Co dann aber wirklich mal etwas Neues ausgraben. Denn ruhen wird die Geldschaufel ohnehin so bald nicht.
Die Zusatzfeatures in Form von (teils) nicht verwendetem Interviewmaterial sind im Übrigen wenig gewinnbringend.

 

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