Fotos: KISS / The New Roses

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Beim Weg zum Ende der Straße scheinen KISS (mindestens) einmal falsch abgebogen sein, führt ihr Weg im Rahmen der „End of the Road“-Tour sie nach den Konzerten in Essen und Co im Jahr 2019 erneut nach Deutschland. Dieses Mal ist die Westfalenhalle Schauplatz der Abschiedstour. Eingefleischte Kiss-Fans hoffen weiterhin, dass es nach dem Abschied eine allerallerallerletzte Rundreise geben wird, dieses Mal etwa mit Frehley als Supportband und einem Gastauftritt des Space-Man im Zugabenteil. Gerne darf dazu auch Peter Criss hinzukommen (wenn er denn die Arme noch hochbekommt) und natürlich auch Bruce Kulick, der letzte Kiss-Gitarrist mit eigenem Stil. Man wird ja noch träumen dürfen…

Ein Traum wurde wahr für THE NEW ROSES. Der Support-Slot bei den Megastars ist heiß begehrt, auch, wenn KISS-Fans recht stur sein können. Für den souveränen Auftritt erheischen die Deutschen immerhin einiges an Höflichkeitsapplaus. Mehr ist bei KISS für eine Vorband fast nie drin.

Mit etwas Verzögerung werden dann Gene Simmons, Paul Stanley, Eric Singer und Thommy Thayer auf die Meute losgelassen. Die vier spielen immer noch großartig zusammen und zeigen die zwar bekannte aber dennoch weiterhin beeindruckende Show. 

Eugene spuckt Feuer und Blut, Paule wackelt mit den Hüften, Thommy schießt mit Raketen um sich und Eric fährt mit seinem Schlagzeug rauf und runter. Kennt man seit Jahrzehnten, wird trotzdem nicht langweilig.

Klar, dass das Programm auf große Überraschungen verzichtet und die ollen Live-Legenden ausgepackt werden. Es versteht sich natürlich auch irgendwie, dass gerade beim vermeintlichen Abschied vom Tourleben alle Hits dazu gehören und die Setlist ist auch durchaus homogen und springt durch alle Jahrzehnte der Bandgeschichte. Beim (bezahlten) Meet & Greet spielt die Band eine Perle wie „Plaster Caster“ vom 77er Love Gun-Album – schade, dass es so eine Nummer nicht ins reguläre Programm schafft.

Paul Stanley ist an diesem Abend in erstaunlich guter Form und von den Krächzanfällen der vergangenen Touren ist nichts übrig geblieben. Die Stimme ist in guter Verfassung, was letztlich den Dortmund-Auftritt zu einer der besten KISS-Shows in Deutschland in den letzten Jahren macht.

Simmons läuft wenig, spielt dafür tight und singt, wie er halt singt, während Drummer Eric Singer den ganzen Laden rhythmustechnisch großartig zusammen hält. 

Thommy Thayer tut, was er am Besten kann (und soll): Ace Frehley imitieren. Dabei spielt er deutlich klarer und sauberer als Atze. Klingt cool, in der Tat fehlt jeglicher Esprit in seinem Spiel und so ist die perfekte Kopie dann eben doch keine. Es fehlt einfach der Dreck, die Schnoddrigkeit und die Genialität des (früher oft durchaus auch live indisponierten) Gründungsmitglieds. 

Dem Publikum in der quasi ausverkauften Westfalenhalle sind solche wehmütigen Gedanken heute egal, sie wollen eine Kiss-Party feiern und DJ Paule liefert mit seinen Kumpanen die richtige Mucke dafür. Klar, dass die Show mit dem ultimativen Partyhit „Rock and Roll All Nite“ im Zugabenteil kulminiert. Zuvor können vor allem so Kracher wie „Love Gun“, „Cold Gin“, „War Machine“ oder auch „Heavens on fire“ überzeugen. „Say yeah“ vom Stinker „Sonic Boom“ hingegen funktioniert live immer noch nicht so wirklich. Unterm Strich steht aber dennoch ein wirklich starker Kiss-Abend, der einen verwundert die Augen reiben lässt. Soll es das wirklich gewesen sein?

Setist

Detroit Rock City
Shout It Out Loud
Deuce
War Machine
Heaven’s on Fire
I Love It Loud
Say Yeah
Cold Gin
Lick It Up
Calling Dr. Love
Tears Are Falling
Psycho Circus
100,000 Years
God of Thunder
Love Gun
I Was Made for Lovin‘ You
Black Diamond

Zugabe:

Beth
Do You Love Me
Rock and Roll All Nite

Wir haben Fotos von:

KISS

THE NEW ROSES

Alle Fotos: Thorsten Seiffert. No use without permission

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