Lenny allein im Studio? Wohl nicht ganz, aber bis auf eine Handvoll Gitarrensoli, Celloeinlagen und ein wenig Tastengeklimper hat Lenny Wolf alle Instrumente und natürlich Vocals der neuen Kingdom Come CD “Aint’ crying for the moon” allein eingespielt. Dass dies kein Fehler war, beweist der deutschstämmige Multiinstrumentalist aber im Verlauf der 13 Songs der bei Frontier Records erschienenen CD. Wolf bezeichnet den Rundling selbst als eine seiner härteren Veröffentlichungen und damit hat er ganz und gar recht. Fett und modern quillen Gitarrenwände aus den Lautsprechern und ummanteln den charismatischen, immer noch häufig an Robert Plant erinnernden Gesang Wolfs gekonnt. Die oft als Kingdom Come-Trademark bezeichneten Blueseinflüsse sind vor allem in den Songs am Anfang der Scheibe weitesgehend verschwunden, trotzdem (oder gerade deshalb) kann die CD begeistern. Die Songs klingen immer noch eindeutig nach Kingdom Come, aber kleiden sich in einem aufregenden modernen Gewand. Das war sicher ein Wagnis des Sängers, doch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wolf gewinnt und zwar auf ganzer Linie, kokettiert trotzdem an manchen Stellen mit all den Klischees, die man ihm schon an den Kopf geworfen hat. Led Zeppelin? Findet sich wieder! AC/DC? Hört euch mal den Song “Bon Scott” an. Power-Balladen-Clown? Das Titelstück begeistert auf über acht Minuten mit einem Mix aus Ballade und orchestraler Rocknummer. Ganz ohne Bluesrock kommt die neue Kingdom Come trotzdem nicht aus (“Friends in spirit”) und das muss ja auch nicht sein. Ach ja: Abzüge gibt es lediglich für das bescheuerte CD-Cover.
Stil: Hardrock
Fazit: Modern und doch traditionell – prima CD!
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.