Wenn Helge Schneider Hof hält, sind sie alle da: Vor einer großen „Meute“ Journalisten präsentierte Mülheims Jazzclown eine Dokumentation, die am Freitag, 26. August, um 20.15 Uhr im WDR zu sehen sein wird. Anlass ist Helges 50. Geburtstag. „Ich finde, dass 50 noch keine große Zahl ist und befinde mich noch am Anfang meines Lebens“, sagt das Gesamtkunstwerk am Rande der Präsentation im Handelshof.
„Ich werde wieder mehr zum Kind und das ist gut. Das kindliche Denken kann weitaus erwachsener sein, als das erwachsene Denken“, philosophiert der noch 49-Jährige, der am 30. August 1955 geboren wurde, im Anschluss an die filmische Dokumentation. Herausgekommen ist ein amüsanter, interessanter 45-minütiger Film, dessen Fokus weitestgehend auf den ganz frühen, unbekannten Helge gerichtet ist. Klar, dass es in dem Film nur so wimmelt von Mülheimer Impressionen. „Hier habe ich meine Ruhr und meine Ruhe“, sagt er über seine Heimatstadt. Da erfuhr man also, wie der kleine, junge Helge so war. Dass er am Wiescherweg in Heißen gewohnt hat und die Schule nicht so prickelnd fand.
„Ich musste schon am ersten Schultag in der Ecke stehen“, erinnert er sich.
Auch daran, dass er vom Arzt später ein Attest für sechs Wochen ohne Unterricht bekommen hat. „Wandertrieb lautete der Grund für das Attest.“ Mülheimer Weggenossen kommen in der Doku natürlich ebenfalls zu Wort. Helges Ex-WG-Mitbewohner Klaus D. Schiemann und Tom Täger, in dessen Studio erste Aufnahmen stattfanden, erinnerten sich an die frühen Jahre des Mülheimer Multiinstrumentalisten. Auch Harald Schmidt darf seinen Senf zum Gesamtkunstwerk Schneider abgeben und erklärt dessen Erfolg: „Helge hat eigentlich immer sein Ding gemacht, der Markt ist dann irgendwie auf ihn getroffen.“
Einer hat jedenfalls immer an seinen Erfolg geglaubt, Helge selber. „Ich habe früher selber Kritiken zu meinen Auftritten geschrieben und sie bei den Zeitungen abgegeben. Einmal wurde so etwas sogar gedruckt.“
Seine Wurzeln hat er nie vergessen, auf fast jeder Tour scharte er Musiker und Künstler aus seinem Mülheimer Umfeld um sich.
Das beste Fazit der Dokumentation zieht der Entertainer im Film selber. „Letztlich bin ich so etwas ähnliches geworden, was ich mir immer vorgestellt habe.“
Nach der Filmaufführung schaute Helge Schneider im anschließenden Gespräch auch in seine weitere Zukunft. „Ich will nicht mehr so auf Abwegen wandeln, mein Platz ist auf der Bühne“, sagt er und meint damit, dass Film- und Theaterprojekte erst einmal auf Eis gelegt bzw. eingestellt wurden. „Da kann man so wenig improvisieren“, begründet er diese Abkehr.
Zeit, sich das alles noch einmal anders zu überlegen, hat er seiner Ansicht nach auf jeden Fall noch zur Genüge. „Ich denke, dass Johannes Heesters ein Trendsetter ist und wir alle weit über 100 Jahre alt werden.“
Man darf also gespannt sein, wie der Film im Jahr 2055 zu Helges 100. aussehen wird.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.