Mit der Single “The Heart (Save me)” deuteten 21 Octayne bereits an, dass hier etwas ganz Großes auf uns zukommt. Nun liegt dem RocknRoll Reporter die bei AFM erscheinende Debüt-CD “Into the open” vor. Kann die Band, bestehend aus Hagen Grohe (The Joe Perry Project), Marco Wriedt (Axxis), Andrew “The Bullet” Lauer (Paul Gilbert) und Alex Landenburg (Rhapsody), auf 55 Minuten das exzellente Niveau der Single halten?
Mit “She’s killing me” geht es perfekt los. Ein Schrei, ein Groove, ein Riff – 21 Octayne packen den Hörer direkt bei den Eiern und überzeugt mit Mr. Big’schen Unisono-Läufen, einer grandiosen Hookline und exzellenter Rhythmusarbeit. Dass Marco Wriedts Soli ohnehin über jeden Zweifel erhaben sind, ist klar wie Kloßbrühe, doch der Flitzefinger ist sich gleich im ersten Track nicht zu schade, einmal alles auszupacken. Der Clou: Musiker werden feuchte Höschen bei “She’s killing me” bekommen und im Gleichklang mit ihren Freundinnen den Refrain singen. Überhaupt ist dies das Credo von 21 Octayne: Packende, musikalisch höchst anspruchsvolle Songs zu erschaffen, die dennoch im Radio laufen könnten – ohne im Schmalz zu versinken.
Wenn ein Ohrwurm sich verschleicht, dann nur, weil im nächsten Song ein weiterer wartet. “Dear Friend” hat wieder so einen und dieser Song zeigt im Wechselspiel seiner ruhigen und heftigen Passagen eine andere Facette von 21 Octayne. Alter Bridge könnte hier als Referenz genannt werden, ohne, dass man der Band die absolute Eigenständigkeit absprechen kann.
Bei “Turn the world” wird es poppiger. Die Halbballade kommt im Stil einer Band wie “Bad English” mit John Waite daher und begeistert unter anderem mit einem wunderschönen Twin-Gitarrensolo. “Don’t turn away” featured schnell die Bassisten-Skills, danach kommt ein heißer Stilmix aus Led Zeppelin und Modern-Metal. Überhaupt ist die Variabilität eine große Stärke der Band. Der Titeltrack “Into the Open” ist ein episches Stück, während “Me myself and I” schlichtweg den stärksten Refrain hat, den ich bei einer deutschen Band seit Jahrzehnten gehört habe. Die Strophen bauen sich hingegen langsam auf, damit die Band im Refrain explodieren kann. Exzellent. So geht es über fast die gesamte Spielzeit der brillant klingenden CD munter weiter: “Your life”, “My Teddy Bear”, “Leave my head”, “Come Alive” – Ausfälle sucht man vergebens. Wenn es überhaupt etwas zu meckern gibt, dann vielleicht, dass die Ballade “I will always be right there” zu beliebig rüber kommt und auf 4 Minuten etwas zu sehr plätschert. Ansonsten bieten 21 Octayne perfekte Rockmusik. Wenn die Welt gerecht ist, sehen wir die Band demnächst im Konzert der ganz Großen – auf der Headlinerposition.
Fazit: The next big thing? 21 Octayne
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.