
Rockmusik ist mehr als nur Musik – sie ist Haltung, Geschichte und Mythos zugleich. Von den rebellischen Siebzigern ĂĽber die glitzernden Achtziger, die rohen Neunziger bis zu den Streaming-dominierten 2020ern hat sich Rock ständig neu erfunden. Der ROCKNROLL REPORTER zeigt, wie sich Rockmusik, ihre Hörerschaft und ihr Konsum ĂĽber sechs Jahrzehnte verändert haben – inklusive der wichtigsten Bands und Alben jeder Ă„ra, mit besonderem Blick auf Heavy Metal als treibende Kraft.
Die 1970er: Rock als Religion – und die Geburt des Heavy Metal
Die 1970er gelten als das goldene Zeitalter des Rock. Bands wie Led Zeppelin, The Who und Pink Floyd erschufen Klangwelten, die ganze Generationen prägten. Rock war eine Gegenkultur, ein Manifest gegen Krieg, SpieĂźertum und gesellschaftliche Zwänge. Musik wurde im Kollektiv gehört – auf Vinyl, laut, von vorne bis hinten. Konzerte waren ekstatische Zeremonien, Alben Gesamtkunstwerke. Gleichzeitig legten Black Sabbath, Deep Purple und Judas Priest mit dĂĽsteren Riffs und donnernden Drums das Fundament fĂĽr Heavy Metal – ein Subgenre, das schnell eigene, fanatische Anhängerschaften gewann.

Wichtige Bands & Alben der 70er
- Led Zeppelin – IV, Physical Graffiti
- Pink Floyd – The Dark Side of the Moon, Wish You Were Here
- The Who – Who’s Next, Quadrophenia
- Deep Purple – Machine Head
- Black Sabbath – Paranoid, Master of Reality
- Judas Priest – Sad Wings of Destiny
Die 1980er: Rock wird Showbusiness – Heavy Metal wird Mainstream
Mit den Achtzigern kam der Glanz: Stadionrock und Glam Metal eroberten MTV und die Massen. Rock wurde bunter, lauter und oft oberflächlicher, aber auch zugänglicher. Teenager in Vorstädten verehrten Bands, deren Frisuren höher waren als ihre Verstärker. Kassetten und Mixtapes wurden zur Währung der Jugend, während MTV Rockstars zu Popikonen machte. Gleichzeitig explodierte Heavy Metal: Iron Maiden, Metallica und Slayer führten Speed, Thrash und NWOBHM (New Wave of British Heavy Metal) ins Bewusstsein – Metal-Fans wurden zu einer globalen, furchtlos treuen Szene mit Kutten, Patches und Headbanging als Religion.

Wichtige Bands & Alben der 80er
- Bon Jovi – Slippery When Wet
- Guns N’ Roses – Appetite for Destruction
- Def Leppard – Hysteria
- Mötley Crüe – Shout at the Devil
- Metallica – Master of Puppets, Ride the Lightning
- Iron Maiden – The Number of the Beast, Powerslave
- Fotos: Slayer – Reign in Blood
Die 1990er: Grunge, Crossover und die Härte von Metal
Die 90er brachten die große Ernüchterung: Grunge machte mit Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden Schluss mit Glamour und Stadion-Pathos. Rock war plötzlich roh, depressiv und ungekünstelt. CDs lösten Kassetten ab, und Festivals wie Lollapalooza vereinten Subgenres zu einer großen, alternativen Familie. Im Metal spaltete sich die Szene weiter auf: Death Metal (Cannibal Corpse, Morbid Angel), Black Metal (Mayhem, Emperor) und Industrial Metal (Nine Inch Nails, Ministry) etablierten extreme Klangwelten, während Bands wie Pantera Groove Metal prägten und Nu Metal mit Korn und Slipknot den Weg ins Radio fand.

Wichtige Bands & Alben der 90er
- Nirvana – Nevermind
- Pearl Jam – Ten
- Soundgarden – Superunknown
- Pantera – Vulgar Display of Power
- Slipknot – Slipknot
- Korn – Follow the Leader
- Nine Inch Nails – The Downward Spiral
Die 2000er: Metalcore, Nu Metal und globale Nischen
In den 2000ern verlor Rock seine Vormachtstellung im Mainstream. Doch im Underground erlebte er neue Blüten: The Strokes, The White Stripes und die Indie-Revolution brachten Garage-Rock zurück, Emo-Bands wie My Chemical Romance sprachen Teenagern aus der Seele. Für Metal war es eine Ära der Vielfalt: Nu Metal dominierte zunächst mit Linkin Park, Limp Bizkit oder Papa Roach. Dann kamen Metalcore und Melodic Death Metal (Killswitch Engage, In Flames), die Metal jung und dynamisch hielten. Downloads und MP3-Player machten Metal leichter zugänglich – und YouTube vernetzte Szenen weltweit.

Wichtige Bands & Alben der 2000er
- The Strokes – Is This It
- The White Stripes – Elephant
- My Chemical Romance – The Black Parade
- Linkin Park – Hybrid Theory, Meteora
- Limp Bizkit – Chocolate Starfish and the Hot Dog Flavored Water
- Killswitch Engage – The End of Heartache
- In Flames – Clayman
Die 2010er: Streaming, Retro-Rock und Metal als Festival-König
Die 2010er stehen für das Streaming-Zeitalter. Spotify und YouTube veränderten das Hören, während Vinyl als Lifestyle-Objekt zurückkehrte. Rockbands lebten oft von Nostalgie: Festivals füllten Line-ups mit Headlinern der 70er bis 90er. Im Metal blühte der Live-Sektor besonders: Wacken, Hellfest und Download Festival zogen hunderttausende Fans an. Bands wie Ghost, Gojira oder Bring Me the Horizon mischten Metal mit modernen Sounds und hielten die Szene jung. Metal blieb ein Bollwerk für echte Alben und physische Fanartikel, im Gegensatz zu schnelllebigen Pop-Playlists.

Wichtige Bands & Alben der 2010er
- Arctic Monkeys – AM
- Tame Impala – Currents
- Ghost – Meliora
- Gojira – Magma
- Bring Me the Horizon – Sempiternal
- Foo Fighters – Wasting Light
Die 2020er: Rock und Metal in der Algorithmus-Ära
Heute lebt Rock in Playlists, TikTok-Trends und Nischen-Communities. Junge Bands mischen Genres, Klassiker feiern Revivals dank viraler Clips. Metal trotzt dem Algorithmus-Zeitgeist: Szene-Festivals bleiben ausverkauft, Newcomer wie Spiritbox oder Sleep Token beweisen, dass Metal innovativ bleibt. Rock ist global verfĂĽgbar, aber nicht mehr Leitkultur – sondern ein Sound unter vielen. Und doch: Solange irgendwo eine Gitarre lärmt, wird Rock nie verschwinden.

Wichtige Bands & Alben der 2020er
- Maneskin – Teatro d’ira: Vol. I
- Fontaines D.C. – A Hero’s Death
- Greta Van Fleet – The Battle at Garden’s Gate
- Spiritbox – Eternal Blue
- Sleep Token – Take Me Back to Eden
- Turnstile – Glow On
Rockmusik hat ĂĽber fĂĽnfzig Jahre alle Moden, Krisen und Technikwandel ĂĽberlebt. Heavy Metal bewies dabei stets besondere Widerstandskraft: Wo andere Genres sich anpassten, blieb Metal radikal, laut und treu. Vom rebellischen Statement bis zur algorithmisch servierten Retro-Playlist: Rock und Metal leben weiter. Vielleicht nicht mehr als Massenkultur, doch sicher als unsterbliche Energie – dort, wo Jugendliche Gitarren einstöpseln, um gegen alles zu lärmen, was sie stört.