
Manche Alben fliegen einem direkt ins Gesicht. Andere bohren sich langsam, aber gnadenlos ins Hirn. DYAD, das neue Doppelalbum von TROPE, fällt ziemlich eindeutig in die zweite Kategorie. Kein leicht verdauliches Fastfood-Rock-Geballer (Hallo Foo Fighters), sondern eine musikalische Tiefenbohrung in die Risse zwischen Emotion und Intellekt.
Schon beim Debüt war klar: TROPE machen keine halben Sachen. Und mit DYAD legen sie noch mal ein paar Schichten Nachdruck drauf. Atmosphärisch dichte Arrangements, Gitarren, die flirren, dröhnen, schneiden und niemals nerven. Ein Bass, der nicht nur den Magen massiert, sondern gleich den ganzen Verdauungstrakt. Und Drums, die nicht nur den Takt halten, sondern Geschichten erzählen.
Und dann ist da natürlich Diana Studenberg. Ihre Stimme ist das Zentrum des Sturms. Mal hauchzart, mal wütend, mal alles gleichzeitig. Sie schüttet keine Gefühle aus – sie seziert sie, legt sie frei und hält sie dir vors Gesicht, bis du endlich hinhörst (Here’s to the loneley). Keine Allüren, kein Pathos, einfach nur Präsenz. Eine Sängerin, die keine Bühne braucht, um groß zu wirken. Und findet immer neue Facetten – wie etwa der leichte Growleinsatz hier und da (Spoiled Leaves, Past). Auch Gitarrist und Produzent Moonhead kann mit seinen wenigen Lead-Einsätzen am Mikro überzeugen.
Langstreckenflug mit Hoffnung
Was DYAD besonders macht, ist nicht nur die Entscheidung, gleich zwei Alben in eins zu packen – es ist die Art, wie sie das tun. Es klingt nicht nach „wir hatten zu viele Songs“ – es klingt nach „wir hatten zu viele großartige Ideen,“. Und trotzdem: kein unnötiger Progwahnsinn, keine zehnminütigen Selbstverliebtheiten. Die Songs sind fokussiert, griffig, aber nie banal. Und zwischen all dem Drama blitzt immer wieder so etwas wie Hoffnung auf. Oder war’s Ironie? Schwer zu sagen – aber sicher ist: langweilig wird’s nicht. Nach der Coverversion von Shout auf dem Debütalbum gibt es auch hier wieder eine. Golden Brown verleiht dem Stranglers-Song eine Tiefgründigkeit, die seinesgleichen sucht.
DYAD ist kein Album für den schnellen Snack zwischendurch. Es ist ein Langstreckenflug mit Turbulenzen, einem verdammt guten Soundtrack und der leisen Hoffnung auf eine sichere Landung – obwohl man vielleicht gar nicht will, dass es endet.
Wer TROPE nach dem Debüt schon gut fand, wird DYAD lieben. Und wer sie noch nicht kennt, sollte sich besser anschnallen. Bisher das Album des Jahres 2025!


