Kiss rocks Vegas – das war für Mitglieder der deutschen Kiss Army das Ersatzprogramm für die ohne Begründung abgesagte Deutschlandtour. In einigen ausgewählten Kinos wurde das ziemlich einzigartige Livedokument der vier Puderquasten in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu den angesagten Konzerten gezeigt. Was sieht man? Kiss spielen in der relativ kleinen Las Vegas-Location The Joint (immerhin 4000 Zuschauer) und müssen laut eigener Aussage (vor Beginn der Show bekamen die Fans im Kino mäßig aufschlussreiche Interviewhappen zu sehen) ihre riesige Stadionshow dafür abspecken. Statt überdimensionaler Metalspinne gibt es also viele viele Videoleinwände und ein beleuchtetes Drumkit (sehr geil!). Sehr beeindruckend und auf der großen Leinwand auch ziemlich geil. Mit großem Aufwand gefilmt, leider nicht in 3D, sieht man ein ziemlich starkes Kiss-Konzert mit einer sehr variablen Setlist (Tears are falling, Deuce, War machine, Psycho circus), die fast alle Epochen der Band abbildet. Thommy Thayer zu sehen, wie er 1:1 auf Ace Frehley macht, tut immer noch ziemlich weh, immerhin vergewaltigt er des Meisters Soli nicht. Die Band ist sehr tight, der Gesang von Paul im Gegensatz zu den letzten wirklichen Live-Konzerten hervorragend. Ein Schelm, der aufwändige Tonrestaurationen hier vermutet. Oder eben mehr Realist denn Schelm. Ansonsten gibt es einen wunderbaren Mittelteil bei Lick it up mit Won’t get fooled Again-Insert während Paul und der Ace-Ersatzspieler mittels Plattform gen Hallendach gehoben werden, alle Showelemente, die man so liebt bei Kiss (Feuerspucken, Explosionen etc) und jede Menge Zungeschlabbern. Was für Fans halt …
Leider war es im Kino (Apollo Gelsenkirchen) viel zu leise, um in echte Konzertstimmung zu kommen. Im Endeffekt ist Kiss rocks Vegas damit zu vergleichen, in einer riesigen Halle am Ende zu sitzen und die Show über die Videoleinwände zu verfolgen. Wirklich nah dabei ist man nie, dafür sind die Kamerafahrten zu gewöhnlich. Nur selten etwa gibt es Außergewöhnliches wie ein Blick vom Zuschauerraum auf die Bühne.
Fazit: Guter Konzertfilm mit überflüssigen Interviews
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.