Aus dem Pornoladen auf die Bretter: Sanctity im Interview

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derek.jpgVor dem Kölner Gig trafen wir Sanctity-Basser Derek Anderson zum Interview. Über den "Fluch der Band" und seinem Dauerjob vor der Welttour sprach der sympathische Musiker mit den RocknRoll-Reportern.

RnR-Reporter: Vor kurzem hattet Ihr einen Crash mit Eurem Tourbus. Was ging da ab?

Derek Anderson: "Das war wirklich eine böse Art des Aufwachens. Das GPS hatte unseren Busfahrer auf die falsche Fahrbahn gelenkt und die Reise endete mit einem Crash in ein Taxi. Ich hab tief geschlafen und wurde durch den Aufprall natürlich wach. Ich dachte nur 'heilige Scheisse' und dann war's schon wieder vorbei. Passiert ist zum Glück nichts. Ich wollte dann eigentlich sofort nen anderen Fahrer haben, denn so richtig vertrauen konnte ich ihm nicht mehr. Mir wurde dann aber klar gemacht, dass er wirklich nichts dafür konnte."

Auf Eurer Debüt-CD wird traditioneller Thrashmetal mit neuen Einflüssen gemischt. Im Gegensatz zu Bands wie Trivium seid Ihr aber deutlich Old-School-lastiger. Wie kommt's?

"Wir stehen alle auf den alten Kram. Nicht nur die Großen der Szene wie Metallica haben uns beeinflusst, sondern auch kleinere Bands wie 'Heathen'. Ich bin auch ein großer 'Testament'-Fan zum Beispiel. Und alle bei uns stehen natürlich auf 'Pantera'."

Es gibt keine Zeit zum Luftholen auf Eurer CD, Ihr fahrt ständig mit Bleifuß. Gibt es keine Ambitionen für langsamere Songs und Passagen bei Sanctity?

"In der Tat gibt es selbst nur weniger langsame Passagen nach Break, danach geht es meist umso deftiger weiter. Wir hatten in der Vorproduktion zum Album einen langsameren Song, aber der hat sich als nicht gut genug erwiesen. Er braucht noch etwas Kreativität, vielleicht ist das ja was für Album Nummer zwei."

Wann ist denn damit zu rechnen?

"Naja, wir sind jetzt 18 Monate auf Tour und danach werden wir einmal unsere neuen Ideen sammeln, denke ich. Zeit zum Verschnaufen und mit meinem Hund zu spielen werd ich wohl kaum haben – aber das macht nichts. Wir alle leben schließlich für unsere Musik."

Wenn du von neuen Ideen sprichst: Wie funktioniert das Songwriting bei Euch? Bringt jeder schon komplette Songs mit in den Proberaum oder arbeitet Ihr alles gemeinsam aus?"

"Gemeinsamkeit – das ist es, was Sanctity ausmacht. Wir sperren uns in den Proberaum ein und basteln an Songfragmenten, um daraus schlagkräftige Thrasher zu machen."

Schreibt Ihr dann etwa auch die Texte gemeinsam?

"Das meiste schreibt schon unser Sänger Jared, aber wir steuern meistens alle unseren Teil zu den Lyrics bei."

Demnach hattet Ihr nicht viele Songs vor den Aufnahmen zur Debüt-CD im Kasten?

"Nein, eigentlich nicht. Es gibt uns zwar schon seit fünf Jahren, aber die Songs sind fast alle neu. Wir hatten etwa 20 Tracks, aus denen wir dann gewählt haben."

Nachdem Ihr jetzt schon einige Gigs in Europa gespielt habt. Was ist der Unterschied zwischen den Fans hier und denen in den USA?

"Hier sind die Fans wesentlich interaktiver, lassen sich gerne gehen. In den USA ist es als Vorband echt schwer, eine Reaktion von den Fans zu bekommen. Hier werden sogar die Vorgruppen frenetisch gefeiert. Das ist klasse!"

Ihr habt in 2005 180 Gigs gespielt. Wie schafft man denn so ein Pensum?

"Das war nicht leicht, vor allem deshalb, weil wir alle noch richtige Jobs hatten. Von der Musik konnten wir damals noch gar nicht leben. Ich habe fünf Jahre in einer Pornovideothek gearbeitet, jetzt sind wir nicht reich, aber immerhin müssen wir keine Jobs mehr neben der Band annehmen."

Ihr seid von Szenegrößen wie Dave Mustaine und Trivium sehr gefeatured worden. Ist das als junger Musiker nicht ein Traum?

"Ja, es war alles sehr surreal. Vor allem als Dave Mustaine von Megadeth nach einer Show zu uns kam, das war unvergleichlich. Wir haben Konzerte mit Megadeth gespielt, morgens gemeinsam gefrühstückt – mit Helden unser Jugend. Das ist einfach irre!"

Was war das Verrückteste, was die je auf Tour passiert ist?

"Es gibt da dieses Gerücht, dass wir verflucht seien, weil uns immer nur seltsame Sachen passieren – das mit dem Tourbuscrash zum Beispiel. Oder aber, als uns alle Sachen, die wir besaßen, Instrumente, Klamotten – einfach alles, geklaut wurde. Schon seltsam. Am Ende haben wir aber immer noch alles durchgestanden und sind sogar gestärkt aus solchen Geschichten herausgegangen. Unsere Freundschaft wird dadurch immer größer."

Wenn du eine Traumband formieren könntest. Wer würde da mitspielen?

"Ja natürlich, aber auf keinem Fall am Bass. Ich würde Tambourin oder son Quatsch spielen, damit ich den ganzen geilen Musikern in meiner Traumband beim Mucken zugucken könnte. Eddie VanHalen wäre dabei und würde Gitarre spielen, David Ellefson von Megadeth Bass und Dave Lombardi von Slayer natürlich Schlagzeug. Als Sänger würde ich unseren Sanctity-Sänger Jared engagieren."

Unsere leicht bekloppte Trademarkt-Frage als Abschluss lautet immer wie folgt: Wenn du ein Charakter der Simpsons wärest, wer wärst du? Und warum?

"Ganz klar. Bart! Irgendwie gerate ich schließlich auch immer in Schwierigkeiten."

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