Die Liebe ist die wichtigste Eigenschaft eines Revolutionärs. Wer könnte das besser wissen als Ernesto Ché Guevara, ehemals argentinischer Mediziner, der 1956 aufbrach, das Batista-Regime in Kuba zu stürzen und Geschichte schrieb. Bester Stoff für einen Heldenepos, doch Regisseur Steven Soderbergh entschied sich eher für eine Ballade auf die Freiheitsbewegung. Zweifelsfrei sympathisiert der Filmemacher mit der vonBenicio Del Toro gespielten Hauptfigur – typisch mit Zigarre, Bart und Militärstiefeln -, der für die Unterprivilegierten und gegen die Diktatur kämpft, „Kuba den Kubanern“ fordert und die um sich scherenden Soldaten in Herz, Verstand und Ideologie unterrichtet. Gleichzeitig webt die Dokumentation keine schillernde Legende um Ché: Castros Kommandant bleibt diesem stets untergeben, konfliktlos trotz historischer Gegenthesen scheinbar, und auch innerhalb der Truppe blass, ohne große Gesten und sogar von Asthma geschwächt. Der zweijährige Guerillakrieg bis zur siegreichen Schlacht um Santa Clara ist minutiös aber ohne Schlachtensensation abgedreht, die Kamera nimmt hartnäckig Abstand, oft bietet sich dem Zuschauer ein emotionsarmer Lagebericht in Reportagestil, angereichert von Auszügen einer großen Rede Chés 1964 vor den Vereinten Nationen und Teilen eines späteren Interviews. Doch wirkt der Wunsch nach Freiheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Unabhängigkeit so stark, dass die Distanz am Mythos nicht rüttelt, die Ambivalenz der Revolution nicht herauskommt und Kritik an zweifelhaften Massenmorden eines ideologisch verbissenen Charakterkopfes schlichtweg fehlt. Raum dazu bietet sich möglicherweise stärker in „Guerilla“, dem zweiten Teil des viereinhalbstündigen Ché-Porträits von dessen Ernennung zum Minister und Entzweiung mit Castro, welcher am 23. Juli ins Kino kommt. Sehenswert ist „Revolutión“ allemal, allein schon des ungeübten Zwangs zum Selbstbildnis wegen, welches zugegeben wohl ein wenig Beschäftigung mit Historischem aufzwingt.