Fans alter Hardrock-Helden müssen in diesen Tagen ganz stark sein: Eine Abschiedstour jagt die nächste. Oder sagen wir besser “vermeintliche” Abschiedstouren? Black Sabbath sind passé, Deep Purple probieren gerade zumindest den Trick, ihren Abschied als “long goodbye” zu tarnen (mit Betonung auf “long”), während die Scorpions schon seit Jahrzehnten ihre letzten Shows propagieren. Auch Aerosmith reiht sich ein in diese Ägide und machen auf ihrer “Aerovederci”-Tour in der Kölner Arena Halt.
Bevor es jedoch ans Eingemachte geht, gilt es Tyler Bryant and the Shakedown über die Bühne fegen zu sehen. Die Nashville-Rocker scheinen einen Stein im Brett der Plattenbosse zu haben, denn nach dem Support-Slot bei Axl/DC im vergangenen Jahr, dürfen sie nun wieder vor einem dicken Brummer in die Saiten hauen. Dabei spielt die Band um Namensgeber Tyler Bryant nicht den spektakulärsten Bluesrock, kommt aber beim Auditorium recht gut an.
Die Fans sind aber ohnehin in bester Stimmung, sie warten schließlich nur auf die Boston-Legende Aerosmith.
Als es dann kurz nach 21.30 Uhr endlich losgeht, manifestiert sich schnell der Gedanke, dass die Formation um Tuchfetischist Steven Tyler (der dieses Mal scheinbar Omas Strickweste stibitzt hat) in dieser Verfassung unmöglich in Rente gehen kann.
Während vorne auf dem Laufsteg Tyler den hart ackernden Frontarbeiter gibt, das Publikum mit wedelnden Armen, großen Grimassen und ordentlicher Gesangsleistung bei Laune hält, fiedeln meist sehr viel weiter hinten Tom Hamilton, Brad Whitford, Joey Kramer und vor allem Gitarrenlegende Joe Perry, als seien sie in ihren 20ern UND clean!
Die Spielfreude überträgt sich schnell auf die Fans, die naturgemäß sofort voll dabei sind. Kein Wunder bei einer Setlist, die einfach alles bietet, was das Luftschmiedeherz begehrt: Die starke End-80er, Anfang-90er Schlagseite mit Knallern wie “Cryin'”, “Janie’s got a gun”, “Livin’ on the Edge und “Love In An Elevator” wird immer wieder mit feinen Coverversionen (“Stop messin’ round”, “Oh well” und natürlich “Come together”) garniert.
Schmalzig darf es natürlich auch sein. “I Don’t Want to Miss a Thing” ist ein Beispiel dafür. “Dude (Looks Like a Lady)” beschließt das eigentliche Konzert – natürlich nicht ohne einen richtig fetten Zugabeteil, an dessen Ende “Walk this way” als eine Art Abschiedsgruß für den Heimweg der Fans fungiert. Aerovederci? Hoffentlich nur ein cooler Name einen ersten Akt in den Ruhestand.
HIER gibt es Bilder von Tyler Bryant and the Shakedown
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.