“You are as crazy as me” hat Ozzy Osbourne das Essener Publikum schon genau einkategorisiert. Vielleicht, weil dieses trotz mächtigen Regenschauers nicht von seiner “front stage”-Position auf dem Rasen des Stadion Essen gewichen war und geduldig auf Black Sabbath gewartet hatte.
Rund zwanzig Minuten hinter Plan war es endlich soweit: Der Vorhang fiel und hinter knallrotem Bühnenlicht trat hervor das englische Metal-Urgestein. Vergessen waren der Massenrückzug auf die Nord- und Südtribüne, die durchnässten Shirts der gewittertrotzenden Verbliebenen im nicht überdachten Innenraum und die Erinnerung an Szenen wie beim kürzlich stattgefundenen Pfingst Open Air. “Unwetter ist angekündigt, aber wir brechen heute nicht ab”, hatte der Veranstalter im Vorfeld groß getönt – sicherheitstechnisch übrigens kein ganz unbedenkliches Statement – und an diese Zusage klammerte man sich. Zurecht, denn nachdem Regen und Blitze, die pünktlich um neun Uhr nach den Vorgruppen Black Label Society mit dem großartigen Zakk Wylde und den eher durchschnittlich unterhaltenden Alice in Chains getobt hatten, größtenteils verzogen waren, stand einem unvergesslichen Konzertabend nichts mehr im Wege.
“War pigs” gab den Auftakt, es folgten “Into the void” und “Snowblind”. Song vier mit dem Titel “Age of reason” war dann der erste des großartigen aktuellen Albums “13”, für dessen massenhaften Kauf sich Ozzy noch einmal ausdrücklich bedankte. Rund eineinhalb Stunden später war dann alles vorbei. Als Auftakt einer neuen, einer musikalischen Ära des Stadion Essen, konnte diese Veranstaltung durchaus überzeugen. Mit kleinen Schönheitsfehlern: 9 Euro Parkgebühren gehen definitiv über das Vertretbare und bezüglich der Auslastung der Ränge war auch noch Platz nach oben. Rund 15.000 sollen sich nach Veranstalterzahlen im Stadion getummelt haben, für das Zuschauerauge klafften jedoch noch einige Lücken auf dem etwa 10.000 Gäste mehr fassenden Gelände. Und: Leinwand von Beginn an wäre doch schön gewesen, jedenfalls für die Sitzplatz-zahlenden Gäste am anderen Ende des Areals.
Davon ab ist ein gut ausgestattetes Stadion wie in Essen natürlich immer eine großartige Kulisse für einen Open-Air-Gig dieses Formats. Ganz besonders natürlich zur WM-Zeit – da überkam es sogar einen Black Sabbath-Frontmann, den deutschen Fußballern zu gratulieren. “Well done.” Gilt auch für alle Beteiligten. Außer dem Wetterfrosch, versteht sich.
Fotos zum Konzert gibt es bei den Kollegen vom LOKALKOMPASS!
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.