Er hat immer viel zu sagen: Im Interview mit Francis Rossi (65), Gründer, Gitarrist und Sänger der legendären britischen Boogie-Band Status Quo zum ersten Akustik-Album in der 52-jährigen Bandhistorie erhaltet Ihr interessante Einblicke. Aber lest selber…
Wann kam es euch zum ersten Mal in den Sinn, ein Akustik-Album aufzunehmen und vom wem stammt diese Idee?
Francis Rossi: Das war unser Manager Simon Porter. Als wir vor drei Jahren in Australien einen Werbespot für eine Supermarktkette drehten. Damals kamen dort bei unseren Song „Down Down“ erstmals Akustikgitarren und ein Kontrabass zum Einsatz. Rick gefiel die Idee, ich sagte „nein“ und am Ende machten wir es doch.Jetzt bin ich froh, denn dieses Projekt hat sehr viel Spaß gemacht.
Ihr habt in Eurer Karriere rund 400 Songs aufgenommen. Wie schwer fiel da der Auswahlprozess und welche Kriterien mussten die 22 Songs erfüllen, um schlussendlich auf dem Album zu landen?
F.R.: Wir haben unseren Produzenten, Mike Paxman, beauftragt, eine Liste mit möglichen Songs aufzustellen. Er schlug uns 60 Titel oder mehr vor. Wir haben uns dann jeden Tag ein paar Songs vorgenommen, und wenn wir keinen richtigen Vibe verspürten, die Finger davon gelassen und uns dem nächsten Song gewidmet.
Das Album enthält 22 Songs, dazu kommen drei weitere Bonus-Tracks. Kam diese Menge zustande, weil ihr Euch so schwer entscheiden konntet und es am Ende zu viel gutes Material gab?
F.R.: Das liegt daran, dass die Songs alle kürzer sind als gewohnt, weil die Gitarrensoli zumeist wegfallen. Außerdem wollten wir am Ende genug Songs haben, um unter Umständen einen 80-minütigen Akustik Live-Gig spielen zu können.
Wie schwierig war es, Eure „elektrischen“ Rocksongs in akustische Rocksongs umzuwandeln – oder habt Ihr ihnen vielleicht sogar einen ganz anderen, neuen Anstrich verpasst?
F.R.: Das war ziemlich einfach, denn fast alle Songs wurden von uns auf Akustik-Gitarre oder Piano komponiert. Die Kunst lag darin, das richtige Arrangement und den richtigen Vibe zu finden. Und das hat wirklich sehr gut funktioniert.
Wie würdest Du den Sound und die Atmosphäre jemandem beschreiben, der AQUOSTIC bislang noch nicht gehört hat?
F.R.: Bei diesem Album kommen die Elemente durch, die durch die rockigen Riffs der E-Gitarren häufig überdeckt werden: die Melodien und die Texte.
Warum habt Ihr euch entschlossen, hauptsächlich Material aus den 70er und frühen 80er Jahrenzu verwenden?
F.R.: Zum einen liegt es daran, dass viele Favoriten aus den 70er stammen, zum anderen wollten wir chronologisch vorgehen. Denn ehrlich gesagt hoffe ich, dass das Album so erfolgreich wird, dass wir die Chance haben, AQUOSTIC Part II aufzunehmen. Das wünsche ich mir wirklich sehr – und dann widmen wir uns den neueren Stücken…
Was kannst Du Leuten erwidern, die sagen, dass ist ja nur ein weiteres Greatest Hits-Album?
F.R.: Was soll ich sagen? Es ist ein weiteres Greatest Hits-Album. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Songs erstmals in Akustikversionen zu hören sind, was möglicherweise auch etlichen Leuten gefällt, die bislang nichts mit der Musik von Status Quo anfangen konnten.
Was ist Dein Lieblingssong auf dem Album und warum?
F.R.: Ehrlich gesagt: mir gefallen sie alle, sonst wären sie nicht auf dem Album gelandet.
Hat es einer Deiner Favoriten nicht aufs Album geschafft, weil sich beim Auswahl-Prozess heraus stellte, dass er nur funktioniert, wenn ihr ihn mit euren Fender Telecasters spielt?
F.R.: „Roll Over Lay Down“ ist so ein Song. Er wurde auf der E-Gitarre komponiert und die Gitarren sind sehr verzerrt und hart. Je länger ich jedoch darüber nachdenke, glaube ich, dass es vielleicht doch einen Weg gibt, ihn in eine wunderbare akustische Version umzuwandeln. Wir werden sehen…
Ihr habt das Album mit der aktuellen Bandbesetzung eingespielt, aber auch zusätzliche Musiker und ungewohnte Instrumente zum Einsatz gebracht. Warum?
F.R.: Wir haben zuerst gedacht, wir könnten die Streicher mit Synthesizern darstellen, aber die echten Geigen klingen einfach viel besser. Wir wollten keine kompletten Drums, deshalb benutzen wir Percussions. Und das Akkordeon passt wirklich super zu unseren Akustik Songs.
Status Quo touren im November/Dezember durch Deutschland. Wird dies eine Akustik-Tour oder integriert ihr einen Akustik-Block in eure Rockshow?
F.R.: Wir freuen uns sehr auf Deutschland. Wir werden dort im November mit unserer konventionellen Rock-Show auftreten. Zum einen war dies schon lange so angekündigt, zum anderen ist es ein großer Aufwand, das Akustik-Projekt auf die Live-Bühne zu bringen. Das wird also frühestens 2015 der Fall sein können…
Ihr habt den berühmten Rock-Kollegen und Fotografen Bryan Adams beauftragt, das Albumcover zu schießen. Wie kam´s und wie lief die Zusammenarbeit?
F.R.: Da steckte zunächst natürlich auch eine Werbestrategie dahinter, aber Bryan ist auch ein wirklich guter Fotograf, der seine Sache versteht. Zumal er ja selber auch genau weiß, wie es sich anfühlt, für ein Albumcover fotografiert zu werden und worauf es dabei ankommt.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.