Heldenverehrung: Ritchie Blackmore

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Zum Anlass des 74. Geburtstages von Deep Purple-Mastermind Ritchie Blackmore lassen wir es krachen und haben Sebastian Dracu für eine ultimative Lobhudelei als Gastkolumnist gewinnen können. Happy Birthday Ritchie, das hier wird dir wie Öl runter gehen…

 

Kinder, wir müssen reden… über Ritchie Blackmore

Jaja, die famose Welt der Rockgitarristen. Es gleicht schon fast so ein bisschen dem alten Griechenland. Helden, Mythen, Sagen und Götter tummeln sich, Seite an Seite. Jeder hat seine Geschichte, seine Geliebte oder auch die Waffe seiner Wahl. Herkules erschlug die Hydra mit seiner Keule, Odysseus nutzte sein Pferd als List gegen Troja, Poseidon war bekannt für seine Meeresungeheuer oder seinen Dreizack, etc. pp…

Auch in der Gitarrenwelt lassen sich Parallelen finden. Hendrix bändigte die Massen von Woodstock mit seiner Stratocaster, Jimmy Page öffnete uns die Tore zum Himmel mit seiner Les Paul… oder war es nicht doch eine Telecaster, mit der „Stairway to Heaven“ aufgenommen wurde? Tommy Iommi zeigte uns den Weg in die Tiefen des Heavy Metals mit seinen abgeschnittenen Fingerkuppen und seiner SG. Ruhmreiche Lieder wurden im wahrsten Sinne des Wortes gesungen, Bands sind mit ihren Taten in die Geschichte eingegangen und wir entsinnen uns ihrer Taten, spätestens nach dem 100.000ten Re-post irgendeines Rockradio Senders, um die 571te Special Edition oder den Geburtstag eines inzwischen viel zu alten Mannes mit Stromgitarre zu zelebrieren. Und natürlich: Sie spielen immer den selben/die selben alten Hit/s.
„Angus Young wird 104! Hier hört ihr zum 1.000.000ten Mal…“ – nein, es reicht wirklich.

Klar ist es immer wieder schön und gut zu hören, an welchem Tag Jim Morrison von den Männchen in Blau von der Bühne gepflückt wurde und wir gleichzeitig an „Light my Fire“ erinnert werden, aber in diesem Beitrag möchte ich an jemanden erinnern, der viel zu wenig Hommagen und Lobeshymnen auf sein hoffentlich nicht als zu schnell kahl werdendes Haupt gesungen bekommt.
Wenn Jimmy Hendrix der Zeus der Rockgitarristen ist, der mit seiner Strat Blitze aus den übersteuerten Marshall Amps auf die Sterblichen donnert, dann ist Ritchie Blackmore mindestens sein böser Bruder und Herrscher der Unterwelt Hades. Kaum ein Gitarrist kann auf solch eine legendäre Rockmusikkarriere zurück blicken, wie der Mann, der inzwischen nur noch selten und mittelmäßig motiviert, die Bühnen Europas mit seiner Stratocaster und seinem Mittelalter-Outfit beehrt.

Der Elefant im Raum

„Dun Dun Duuuuun. Dun Dun Du Duuuuun…“, wir wissen alle, wie es weiter geht. Ist „Smoke on the Water“ das berühmteste Gitarrenriff der Geschichte? Natürlich. Nicht „Hey Joe“, nicht „Nothing Else Matters“, nicht „Highway to Hell“ und NEIN! Garantiert nicht Sweet Child O’Nein!

Nach eigenen Aussagen des Großmeisters persönlich, kam Blackmore auf die geniale Idee Beethovens berühmtes Thema der „Schicksals Symphonie“ (der 5ten…genau, die „DA DA DA DUUUN…“) umzukehren. Recht pathetisch und eine äußerst kitschige Erklärung für meinen Geschmack. Vor allem, weil es mich dazu gebracht hat, mich selbst an die Klampfe zu setzen, um wie ein Trottel zu versuchen, die fünfte Symphonie umzukehren und „Smoke on the Water“ heraus zu bekommen – fragt nicht weiter nach. Dennoch muss gesagt sein, dass Ritchie Blackmore, gleich Prometheus, auf den Olymp der klassischen Musik geklettert ist und uns das Feuer gebracht hat. Kein Gitarrist hat die bluesige Pentatonik so prägnant mit beispielsweise der natürlichen Moll Skala der westlichen, klassischen Musik kombiniert wie Blackmore. Yngwie, Randy und die kompletten 80er Jahre Rockgitarristen sollten einmal ganz tief in Verbeugung gehen. Was Ritchie Blackmore da gezaubert hat, zwischen 1968 und 1972, ist der absolute Wahnsinn – und das wohl gemerkt anfangs mit einer Humbucker-Klampfe! Nein, mal im Ernst, stellt euch mal vor, ihr schreibt ein Riff… nur EIN RIFF, nicht den Song, nicht den Text… EIN RIFF, welches ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung trotzdem noch JEDER kennt, der irgendwas mit den sechs Saiten zu tun haben will.

Natürlich ist der alt ehrenwerte Großmeister heute nicht mehr das an der Gitarre, was er früher einmal war (was ich mir allerdings auch an manchen Abenden auf der Bühne denke – mit 27!) aber das sollte uns nicht vergessen lassen, dass genau dieser alte Herr der Saitenhexer des legendärsten Rockmusiklivealbums der Geschichte ist. Ja, ich hab es gesagt. „Made in Japan“ ist wahrscheinlich das beste Livealbum der Geschichte. Ever. Na gut, da gibt es noch „Zappa Live in New York“, „Peter Frampton Comes Alive“, „Friday Night in San Francisco“ – aber dennoch, argumentiert gerne gegen mich. Ich lasse das erstmal so stehen und stehe zu dieser Aussage (Das tue ich schon seit vielen Jahren. Ihr wollt ‘ne Diskussion? Macht euch auf einen Haufen gesammelter Argumente gefasst!).

Ritchie Blackmore spielt in seinen Live-Soli von „Child in Time“ und anderen Purple-Bangern (wie die Jugend von heute sagen würde), den Teufel persönlich an die Wand. Wenn es junge Gitarrenmenschen da draußen gibt, die noch nicht Stunden damit verbracht haben „Highway Star“ zu üben, dann habt ihr jetzt was zu tun! Es ist eh noch Quarantäne.
Die beiden Deep Purple Alben „Machine Head“ und „In Rock“ haben die Rockmusik so dermaßen geprägt und sollten bei keinem Gitarristen eine Wissenslücke sein. Wirklich nicht! Blackmore hat auffällig viele Parallelen zu Hendrix: legendäre Riffs, eine weiße Strat, außer Kontrolle ratende Monster-Marshall Amps. Eines hat Blackmore jedoch geschafft, wofür Jimmy einfach viel zu früh gestorben ist.

Ritchie ist durchaus bekannt dafür, kein einfacher Charakter zu sein – fragt mal Ian Gillan. Nachdem er letzteren irgendwie aus DP rausgeworfen / geekelt hat oder wie auch immer, trat Deep Purple einen Stilbruch an. Mit Alben wie „Burn“ beispielsweise ist der gute Richie nochmal ‘n Gang hoch gefahren, was Riffs und Komposition angeht. Ganz beiläufig hat er hier Sänger wie David Coverdale groß gemacht, der später mit Whitesnake die Welt erobert hat. Glenn Huges, heutzutage eine Bass Legende, die sich mit Bonamassa und Co. die Bühnen dieser Welt teilt – wäre der da hin gekommen, hätte er nicht mit dem dunklen Zauberer zusammen auf der Bühne gestanden? Es ist nun mal wie es ist. Haben wir was vergessen?

Rainbow

Meine Güte, Kinder… beinahe hätte ich im großen Geschichten- und Legendenbuch der Rockmusik dieses RIESIGE Kapitel überblattert. Ritchie Blackmores’ RAINBOW. Was eine Band. Um ehrlich zu sein, was ein Gitarrist. Hier zeigt er wirklich, wo der Hase im Pfeffer liegt. Mit Rainbow gönnt sich Ritchie in voller Kontrolle jeglichen Freiraum für seine Ideen. Immerhin ist es RITCHIE BLACKMORES Rainbow. Nicht John Lords, nicht Ian Gillans und nein, auch nicht Ronnie James Dios’ Rainbow. Oh, habe ich erwähnt, dass Dio bei Rainbow gesungen hat? Auf Rainbow Rising demonstriert Ritchie Blackmore einen Einfallsreichtum sondergleichen. Diminished Scales, minor Scales, tänzelnde Riffs und sagenumwoben dunkle, wundervolle Melodien so weit das Ohr reicht.

Gary Holt, seiner Zeit Axt Legende der Bay Area Trash Legenden „Exodus“, sagte in einem Interview auf die Frage, wenn er nur ein Album mit auf eine einsame Insel nehmen dürfte: Rainbow. Rising. Aber das ist ja nur die Meinung des besten Thrash-Metal Gitarristen der Welt (was wiederum meine Meinung ist). Nochmal zurück zum Thema: „Stargazer“, „Man on the Silver Mountain“, „Run with the Wolf“, „16 Century Greensleeves“ usw. Rainbow ist El Dorado was Riffs und Gitarrenzauber angeht. Abgesehen davon: Es sind geile Songs. Fahrt mal an einem sonnigen Tag mit den Fenstern unten durch den Wald und donnert Rainbow aus den Boxen. Dann wisst ihr Bescheid.

Fazit

Ritchie Blackmore wollte nie gefallen, als Person. Lemmy erzählte Geschichten, wie Ritchie einen Tourmanager, nackt, auf Drogen, auf einer Fähre in Richtung einer Insel enden lassen hat, weil er den Saitenzauberer genervt hat. Ian Gillan und Blackmore haben bis heute die Zeichen auf Krieg stehen – Gott sei Dank haben sich Jon Lord und Ritchie versöhnt bevor Lord gestorben ist.
Ich weiß, er ist auch nicht sonderlich sexy und hält nicht den Mund, auch wenn es unbequem wird… vor allem nicht, wenn es unbequem wird. Dieser Artikel ist auch wirklich nur entstanden, weil ein gewisser RocknRoll Reporter meinte, er sei kein Fan – was ich als riesen Fan nicht auf mir sitzen lassen konnte. Aber wenn einer unseren Respekt verdient, für alles, was ein Kopf der Rockmusik gegeben hat, dann ist es Ritchie F*cking Blackmore. Happy Birthday, großer Meister. Ich bin dir sehr dankbar für all deine Weisheit und werde deine Legenden weiterhin hinaus in die Welt tragen!
Ich hoffe, ihr wisst, was jetzt zu tun ist. Ich tue es auch. Schmeißt die Anlage an. Wo sind meine Purple Platten?

Euer
Sebastian Dracu

 

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