Doc ’n‘ Roll – 24.04.15

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Na, Ihr völlig tadellosen Menschen, schon das Wochenende angegrillt? Das sei Euch hiermit offiziell erlaubt. Es gibt den Darfschein vom RocknRoll-Reporter. Darfschein – ein Wort, das nach 80er Schulhof angenehm müffelt. Ein Facebook-Quatsch von mir hat diese Woche für eine Menge Likes und Kommentare gesorgt. Da spielte ich mich als Retter des deutschen Wortgutes auf, weil ich „Schlawiner“ benutzt hatte. Schwupps kamen immer weitere schöne Worte in diesem Sinne hinzu, es war ein Heidenspaß. „Words are my business and business is good“ proletiere ich gerne rum und habe dabei natürlich den Megadeth-Albumtitel „Killing is my business and…“ im Hinterkopf. 

Manchmal ist mein Geschäft aber auch das Fotografieren und so schlug es mich für den Veranstalter am Sonntag in die Philipshalle (nein, ich werde privat – und das hier ist ja so privat wie irgendetwas – niemals MitsuMitusiEletricDingens sagen) zu einem abgefahrenen Event. The Legend of Zelda – Symphony of the Godesses war mit Nerdfaktor 11 von 10 ausgestattet und ein Riesenspaß. Hübsch verkleidete Prinzessinnen, pickelige Jungs mit Handheldkonsolen, die das Game zockten, während das riesige Orchestra sich unter einer Leinwand mit Spielszenen ordentlich einen abfiedelte – kurzum: es war ein Erlebnis, selbst, wenn man zum Arbeiten vor Ort war. Schaut Euch ruhig mal eine allzu üppige Auswahl meiner Fotos an. Hier entlang!

Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit, in der Plattencover sexuell moralisch verwerflich sein durften? Mir kommen dabei vornehmlich zwei in den Sinn: „Virginkiller“ (unten) von den Scorpions (damals – 1976 – noch eine echte Hardrockband) und „Appetite for destruction“ von Guns ’n‘ Roses von 1987. Ein Cover wie „Virginkiller“ jedenfalls würde sich heute niemand mehr trauen, in dem Fall sicher zurecht. 

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Das Originalcover des Albums zeigt das Foto eines nackten zehnjährigen Mädchen, dessen Genitalien durch eine gesprungene Glasscheibe verdeckt werden. Das FBI hat dieses Cover übrigens mittlerweile als nicht pornografisch eingestuft. Verstehen die durchgeknallten Anzugträger der Weltpolizei mehr von Kunst als andere? (Mehr zum umstrittenen Cover gibt es HIER)

Auch das Cover „Appetite for Destruction“ des Künstlers Robert Wiliams aus dem Jahre 1978 sorgte für Aufsehen, da dort eine geschändet Frau (allerdings gezeichnet) zu sehen war. Die Diskussion, wie weit Kunst gehen darf und soll, ist also auch in unserer geliebten Rockmusik (oder gerade da) stets allgegenwärtig (gewesen?).

Gewesen? Warum? Weil ich provokante, ja auch geschmacklose Cover mir heute nicht mehr vorstellen kann, dazu ist die Gleichschaltung in allen Genres, ja die Marktmacht, zu weit fortgeschritten.

Ich habe mir lange Gedanken gemacht, ob man ein Cover wie das von Guns ’n‘ Roses fotografisch nachstellen oder die Geschichte bildlich weiter erzählen dürfte.

Während für mich die „Virginkiller“-Darstellung deutlich zu weit geht (sogar schon als Jugendlicher im Plattenladen), sehe ich im „Appetite“-Cover (unten rechts) doch eine künstlerische Linie, wie sie heute etwa von Autoren wie Frank Miller oder Jeffrey Thomas vertreten wird. Es ist „over the top“ und erzählt eine Geschichte, die jeder in seinem Kopf vollenden soll, während die bloße Darstellung des nackten Mädchens künstlerisch wenig zu sagen hat. Damit Ihr mich nicht falsch versteht: Dies ist kein Plädoyer für sinnlose Geschmacklosigkeiten, doch es hat ein Geist unsere Gesellschaft ergriffen, der es nicht ausschließlich gut mit uns meint. Nicht einmal mehr Provokationen erlauben sich die Künstler (vornehmlich in der Musikbranche), um ihr

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en Markt nicht zu verschrecken, dabei war das doch seit jeher deren ureigenstes Betätigungsfeld und hat ihnen so manche Relevanz verliehen.Übertriebene politische Korrektheit ist das Krebsgeschwür der modernen Gesellschaft. Die Problematik: Deren Mitglieder sind deutlich stumpfer geworden und viele denken nicht mehr um die Ecke, erkennen so den Sinn einer Provokation gar nicht mehr, sondern fühlen sich einfach nur „auf den Schlips“ getreten. Das wiederum ist der Grund, warum die Künstler mindestens einen Gang zurück geschaltet haben. Traut Euch mehr, Künstler! Denkt mehr, Konsumenten! 

 

Warum Ihr in der letzten Zeit so viel bedetungsschwangeres pseudophilosophisches Gewäsch von mir ertragen müsste? Ach, leckt mich doch einfach, die Phase geht auch wieder vorüber. Jemand, der das auch gut kann, ist übrigens Frank Turner. Und, wenn Ihr nur etwas für den Typen übrig habt, solltet Ihr dessen Buch (HIER) lesen. Gut geschrieben und voller Einblicke in Franks Songs und sein Leben. Lesenswert.

Vom Folk zu bisken mehr RocknRoll: Dienstag geht Ihr mal schön alle zum Kyle. Kyle Gass, kongenialer Partner von Jack Black bei Tenacious D, kommt mit KGB ins Turock. Deren Debütalbum (HIER) rotiert in Form von einsen und nullen seit Tagen in meinem Ei-Fone. Wer es härter braucht, lässt es sich morgen von Blind Guardian in der Philipshalle besorgen. Und nächste Woche wird es dann hier wieder etwas beschwingter, ich schwör’…

 

 

In diesem Sinne: Rock on

 

  

 

 

yoursdocrock

 

 

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