
Bereits seit “German Angst” (2000) und seinen folgenden Romanen rund um Kommissar Tabor Süden gehört Friedrich Ani fest und wohlverdient zur deutschen Krimiszene. Ein Münchner, dessen Fiktionen in München spielen (und Ortskundige loben seine Korrektheit). Ein ehemaliger Polizeireporter, der von Mordfällen erzählt. Ein von Moral getriebener Autor, der sein Wissen und diverse Geschichten aus dem wahren Leben bezieht – “Totsein verjährt nicht” basiert auf dem Verschwinden der neunjährigen Peggy aus Lichtenberg/Oberfranken in 2001 -, angereichert durch Milieustudien und dessen konstant schlüssige Ingeniosität. Mehrfach mit Preisen belobigt. Seine Berichte sind fundiert, seine Schreibe schnörkellos, sein Aufbau spannend und stringend, trotz der Nebenschauplätze, seine Inhalte zeitgenössisch und doch innerhalb des Genres unbedingt klassich-handfest: Hier gibt es noch Gut und Böse, offene Korruption und Verbrechen werden am Kneipentresen aufgeklärt. Der Süden-Nachfolger und Held seiner aktuellen Reihe (neben den parallel veröffentlichten Jonas-Vogel-Romanen) ist der “gestürzte Mönch” Polonius Fischer. Professionelle Distanz liegt dem gottesnahen Kommissar fern, jeder Fall, jedes Verhör – üblicherweise durchgeführt in dessen “P-F-Raum”, einer beichtstuhl-ähnlichen Räumlichkeit dank Kruzifixes an der Wand – hinterlässt bei ihm Spuren. Gezeichnet vom frühen Verlust seiner Mutter, an deren Ertrinkunsgtod er sich mitverantwortlich fühlt, ergibt sich daraus eine windige, schrullige Persönlichkeit. Dies kratzt – aber natürlich – keineswegs an seiner professionellen Scharfsinnigkeit und seinem sich allen Widrigkeiten widersetzendem Sinn für Gerechtigkeit. Selbst wenn ihm, wie in diesem Falle, ein brutaler Anschlag auf seine taxifahrende Herzensdame schwer aufs Gemüt schlägt. So viel Durchhaltekraft belohnt der geneigte Krimifan, genauso wie des Autors Aufruf zu kritischem Hinterfragen, eben auch, wenn es sich um juristische Prozesse dreht – etwa mit dem Kauf dieses frisch erschienenen Taschenbuches:
Ani, Friedrich (Bild: Volker Albers): Totsein verjährt nicht; Roman;
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi-Preis, Kategorie National 2010;
dtv, 2011, 282 Seiten, ISBN: 978-3-423-21308-0, 8,95 Euro

Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.