„Ich hatte keinen Plan“: Bruce Dickinson stellt Buch vor

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Das Ambiente kann stilvoller kaum sein: Im wunderschönen Art Deco-Theater Troxy, einst Londons größtes Kino, gibt es die Premiere von Bruce Dickinsons Lesetour zu seiner Autobiografie „What does this button do“? 

Die Iron Maiden-Sirene kommt gut gelaunt, in einem leicht schrägen Camouflage-Sakko gehüllt, auf die Bühne, präsentiert den Fans Auszüge aus seinem Buch und beantwortet Fragen. Das sehr gemischte Publikum (von Maidenfans in Kutte bis zu Anzugträgern geht das Spektrum im vollen Rund) hat zuvor Tickets zum Preis von fairen 33 Pfund inklusive des signierten Buches und einem Trooper-Bier erworben.
Im ersten Teil der Show springt Bruce wahllos durch sein Buch, zeigt dabei, was für ein guter Entertainer er selbst bei einer Lesung ist. Das komplette Buch habe er größtenteils in einem Pub mit der Hand geschrieben. Als er irgendwann die Zettelwirtschaft dem Verlag präsentierte, fielen die Verantwortlichen fast vom Stuhl: „Das ist es? Du meinst, das ist die Kopie, oder?“ Sie konnten es nicht fassen, dass der Sänger mit dem Original durch die Straßen der englischen Hauptstadt lief. „Ich kann mich aber doch selbst verteidigen“, scherzt auf der Bühne und vollführt einige eleganten Fechtbewegungen.
Seine handschriftlichen Notizen und Geschichten seien übrigens derart umfangreich gewesen, dass viele Teile außen vor gelassen werden mussten. „Es gibt eine perfekte Länge für eine Autobiografie“, erzählt Dickinson. Die habe man eingehalten, denn niemand kaufe ein 1000-seitiges Monster. Dies habe aber auch zufolge, dass ein weiteres Buch durchaus möglich erscheint. Nach gut einer Stunde, in der er launisch aus seinem Werk vorträgt, Geschichten übers Fliegen, seine Krebserkrankung und erstaunlich wenig über Maiden vorliest, immer wieder Probleme mit dem Diaprojektor hat und – sehr zum Amüsement der Fans – ständig falsche Bilder per Fernbedienung auf die Leinwand des Troxy zaubert, verabschiedet sich Bruce Dickinson in die Pause, auch, weil er dringend das Wasser gegen ein Trooper tauschen müsse. Man wisse ja schließlich, was über Wasser gesagt werde: „Fische ficken darin“.
Nach der Pause wird es spannender, hatte das Dickinson-Team doch vor der Show Kärtchen verteilt, auf denen man seine persönliche Fragen an den Autor stellen konnte. Einige dieser Fragen werden dann im zweiten Teil beantwortet. Manche eher humoristisch, andere wiederum bringen spannende Antworten zu Tage. Ob es das nun war, lautet eine Frage plakativ, bezüglich der Idee, dass nach einer Autobiografie ja nicht mehr viel kommen könne. „Ob es das war? Nein!“, beantwortet er glasklar und kündigt weitere Taten mit Iron Maiden, aber auch solo an.
Ob er ein Album wie „Balls to Picasso noch einmal neu aufnehmen würde, dieses Mal mit einer gescheiten Produktion. Hätte er damals schon gewusst, wie gut Roy Z. als Produzent werden würde, hätte er ihn das Album machen lassen. „Aber das kann man im Nachhinein immer sagen. Man muss auch berücksichtigen, wo und wer man zu dieser Zeit in seinem Leben war und für mich war die Balls to Picasso-Phase eine sehr unsichere. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hin wollte. Ich hatte keinen Plan als ich Iron Maiden verließ.“
Zum Thema Tattoos schwenkt Dickinson in seine Vergangenheit. „Ich habe keine Vorbehalte gegen Tattoos, aber für mich kam das nie in Frage.“ Der Grund sei sein Onkel gewesen, der die verhängnisvolle Angewohnheit gehabt hätte, sich fremde Autos „auszuleihen“ und nie mehr zurückzubringen. Der zeigte ihm seine Knasttattoos, und wie diese wieder entfernt wurden, und das Thema war für den Maiden-Fronter gegessen. „Eins habe ich aber doch: Auf meinem Brustbein.“ Es handele sich um einen kleinen Punkt, den er für die Strahlentherapie erhalten habe, um den Mittelpunkt seines Körpers bestimmen zu können.
Ob Iron Maiden je eine Orchestershow machen werden, wird er gefragt. „Ich glaube nicht, dass Maiden das jemals machen würden, ich würde es aber gerne tun, würde Empire of the Clouds machen wollen. Das wäre eine coole Sache.“ Sein liebstes Eddie-Design verrät er schließlich auch noch: „Für mich sind es die ägyptischen Designs.“ Powerslave lässt grüßen. Und auch, dass er (mehr als einmal) die falsche Stadt hinter seinem charakteristischen „Scream for me…“ genannt habe, gibt er frank und frei zu. Apropos Schrei: Mit einem 1a-Maiden-Kampfschrei beendet Bruce Dickinson die Lesung und damit einen Klasse-Abend.

Die englischsprachige Version von „What does this Button do?“ ist bereits erhältlich, eine deutsche Fassung gibt es im Januar. Bruce Dickinson hat zudem auch das Hörbuch zu seinem Werk eingesprochen.

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