Mit Zweitwerken ist das immer so eine Sache: Nach einen guten bis sehr guten Debüt erwarten Fans und vor allem Kritiker immer gleich eine noch bessere CD. Jennifer Rostocks „Der Film” ist nicht besser als Scheibe „Ins offene Messer”, schlecht aber deshalb auch nicht.Mit ihrem Gegenentwurf zu Silbermond und Co versucht die Band auch auf „Der Film” ihre Vision von moderner deutscher Popmusik, die NDW-Wurzeln (vor allem Ideal) nicht verleugnen will, zu transportieren. Das klappt nicht immer gleich gut. Während „Du willst mir an die Wäsche”, „Paris” (wunderbar die Ideal-Hommage bei den Backroundgesängen) oder „Schmutzig Schmutzig” da weiter machen, wo Hits wie „Feuer” aufgehört haben, gehen manche Songs schlichtweg in die Hose. „Irgendwo anders” klingt etwa wie Silbermond, das muss doch nicht sein. Wenn schon Herzschmerz-Songs, dann lieber wie bei „Nenn mich nicht Jenni”, der viel besser ins verrückte Rostock-Konzept passt. Dass die Band musikalisch nur mit Wasser gekocht wird, beweisen die sich häufig wiederholenden und vom Debüt schon bekannten gleichen Akkordfolgen. Spaß macht es immer dann, wenn Sängerin Jenni (ich darf das) lyrische Verbalakrobatik aufs Parkett legt, Worte verbiegt, Sprichworte verhunzt. Das hat klasse!
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.