Ein ziemliches Bohei wird gerade um “Die Unantastbaren” von Richard Price veranstaltet. Gnadenlos gut, eine Studie der amerikanischen Polizei, ein spannender Krimi – liest und hört es man im Medienschungel rascheln. Das sind ja gleich drei Dinge auf einmal, wir sind hier doch nicht im Ü-Ei-Land. Oder etwa doch?
Richard Price ist so etwas, wie der Shootingstar der Kirmiszene. Bisher hat er neun Romane veröffentlicht, darunter das wochenlang auf der Bestsellerliste ganz oben stehende “Cash”. Darüberhinaus ist Price ein veritabler und geschätzter Drehbuchautor. Den Edgar Award heimste er für seine Arbeit an der hoch gelobten TV-Serie “The Wire”, für die er monatelang bei der Polizei recherchierte, ein.
Der Mann weiß also, was bei der Big Apple-Police abgeht und das merkt man seiner Arbeit stets auch an. In “Die Unantastbaren” geht es um Billy Graves, einem Cop in New York City. Energy-Drinks und Zigaretten halten ihn wach, während er in den frühen Morgenstunden die Blocks abfährt. Wie seine vier Kollegen hat auch er einen “Unantastbare”«, einen skrupellosen Mörder, den er nie dingfest machen konnte. Als einer der “Unantastbaren” tot aufgefunden wird, beginnt Billy, seine engsten Vertrauten zu verdächtigen. So weit, so spannend. Zumindest klingt es so. In der Tat verliert sich die Geschichte, die in der hier vorliegenden Hörbuchfassung von David Nathan und Oliver Rohrbeck im Wechsel gelesen wird, in losen Enden und verliert immer, wenn sie in Fahrt kommt an Spannung.
Ja, Price ist ein Meister darin, den Alltag der echten Cops zu skizzieren, das tut er auch in diesem Buch.
Doch irgendwo auf dem Weg hat er den Biss verloren, dies mit Hochspannung zu verweben. Auch erschließt sich der stete Wechsel der beiden Sprecher nur schwer, denn auch hier gilt: Rollt der Zug einmal, aktiviert der zweite Sprecher schnell die Handbremse. Krimi-Coitus interruptus könnte man das nennen. Eine verpasste Chance, denn zwei der allerbesten Hörbuchsprecher Deutschlands mühen sich hier vergebloch. “Cash” war fesselnd, “Die Unantastbaren” ist zu langatmig (obwohl das neunstündige Hörbuch gekürzt wurde – oder gerade deshalb?) und enttäuscht durch farblose Charaktere. Ü-Ei-Land ist abgebrannt…
Fazit: Zu viele lose Enden, außerdem gekürzt. Schade um die tollen Sprecher
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.