Die „Detroit Muscle: Live“-Tour von Alice Cooper ist eine der wenigen großen Konzertreisen, die nicht schon zwei Jahre „alt“ ist, sondern eine echte 2022er Tournee.
Und, wenn der Großmeister des Schockrocks anreist, ist ein Besuch fast Pflicht und so pilgern an diesem lauen Sommerabend mehr als 3000 Fans in die Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle. Grund für den ordentlichen Besuch ist sicher auch der Support: MICHAEL MONROE hat gerade erst das Amphitheater beim ROCK HARD FESTIVAL abgerissen und sorgt auch in Düsseldorf für eine exzellente Party. Die aber viel zu früh anfängt und so sind bei den ersten Klängen des Ex-Hanoi Rocks-Frontmanns einige überraschte und verwirrte Gesichter VOR der Halle zu sehen. Wer dann schnell reinschlüpft, sieht einen erneut prima aufgelegten MICHAEL MONROE, der mit seiner gut eingespielten Band durch Songs wie „Ballad of the lower East Side“, „Last train to Tokyo“ und natürlich „Dead, Jail or Rock ‚n‘ Roll“ jagt und die Fans perfekt auf den Meister vorbereitet.
Der kommt eine gute Viertelstunde zu spät auf die Bühne, weil er sich aus seiner Garderobe ausgesperrt hat. Man wird nicht jünger… was man ALICE COOPER dann bei der üppigen Setlist über mehr als 100 Minuten überhaupt nicht anmerkt.
Cooper ist agil, hat alle Trademarks im Gepäck und die Songauswahl ist einfach perfekt. Was anderes als auszuflippen bleibt einem übrig, wenn ein Künstler Tracks wie „No More Mr. Nice Guy“, „Eighteen“, „Poison“ oder „Billion Dollar Babies“ in die Halle donnern kann?
Dass Alice seit vielen Jahren nun auch schon auf die gleiche Liveband setzt, ist ein weiteres Plus, denn Nita Strauss, Ryan Roxie, Chuck Garric, Tommy Henriksen und Drummer Glen Sobel liefern eine ebenso geniale Show wie der Chef selber ab. Vor allem die beiden Wirbelwinde Nita und Ryan sorgen für viele große Posen und spielen dazu auch noch fabulös.
Und Alice? Der wechselt öfter die Klamotten als Helene Fischer, windet sich in einer Zwangsjacke, verliert unter der Guillotine standesgemäß den Kopf, schickt Riesenbabys („Billion Dollar Babys“) und immer wieder Monster auf die Bühne und ist wirklich in einer Form, dass man nicht an ein etwaiges Karriereende denken mag. Klar, nimmt er sich öfter einmal etwas zurück – etwa, wenn er seine Band alleine auf die Meute loslässt und sich eine Pause gönnt (oder die Klamotten wechselt).
Auch hat er ganz Old-School, der er ist, längere Solo-Spots von Schlagzeuger GLEN SOBEL und einer aberwitzig geilen Shredder-Attacke von NITA STRAUSS im Programm. Doch das war immer so. Das muss so! Du kriegst ALICE COOPER aus den 70ern, aber die 70er nicht aus einer ALICE COOPER-Show.
Direktor Alice entlässt seine Jünger dann mit DEM Klassiker seiner Karriere in die Sommerferien. „School’s out“ (inklusive „Another Brick in the Wall“-Einlage) beendet ein wahnsinnig tolles Spektakel.
Alle Fotos: Thorsten Seiffert. No use without permission.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.
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