Es gibt so Ideen, da ahnt der Kritiker schon bei der Vorstellung, dass er die Umsetzung mit erheblichem Bauchgrummeln versetzt bekommen wird. Die Melody-Götter von Harem Scarem haben so eine Idee jetzt in die Plattenküchen und Downloadportale gehoben: Mood Swings II ist eine moderner klingende Neuaufnahme des absoluten Klassealbums Mood Swings von 1993.
Das Gespann um die charismatische Frontröhre Harry Hess hat sich dabei sehr eng an das Ursprungsmaterial gehalten, so dass man diese CD recht schnell in die What the fuck-Playlist seiner Musikbibliothek verbannen will. Richtig Sinn macht das alles nicht. Mood Swings II klingt wie Mood Swings, etwas lauter zwar, dafür aber wurden einige instrumentale Ecken und Kanten eingespart, die das 93er-Werk so begehrenswert machen – zumal das Original ja auch nach heutigen Standards in Sachen Aufnahmequalität immer noch hervorragend klingt. Wären da nicht die sehr sehr guten drei neuen Songs am Ende des Albums, müsste man meines Erachtens sogar verärgert sein Geld zurückhaben wollen. So bleibt ein Lebenszeichen der ja schon einmal aufgelösten Harem Scarem, das die Hoffnung im Gewand drei geiler Songs auf neue Großtaten transportiert. Der schale Beigeschmack des “früher war alles besser” bleibt dennoch. Mood Swings (I) von 1993 verweist seinen 2013er Klon deutlich in die Schranken. Mood Swings bekommt 6 von 6 Gitarren, die verfehlte Rerecording-Strategie 2 von 6.
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Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.