„Punk ist, das zu machen, worauf man Bock hat“ – Interview mit Broilers

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Als sich die Broilers 1992 in Düsseldorf zum ersten Mal zum Musik machen getroffen haben, hatte wohl kein Bandmitglied eine Vorstellung davon, wie steil die Karriere gehen würde. Am 9. Juli spielen die Punker um Sänger Sammy Amara im Stadion an der Hafenstraße ihr bisher größtes Einzelkonzert. Der RocknRoll Reporter hat sich mit Drummer und Gründungsmitglied Andi Brügge unterhalten

RRR: Andi, Ihr spielt in Essen quasi vor voller Hütte. Ist man da vorher noch nervöser?

Andi Brügge: „Noch nicht, aber das kommt bestimmt noch. Nervosität hat bei mir tatsächlich mit der Größe wenig zu tun. Man kann vorher gar nicht so sagen, woran das liegt. Manchmal überkommt einen das und dann muss man das aushalten. Aber ich glaube schon, dass es dieses Mal schon heftig wird, weil ja auch Familien und viele Freunde da sein werden. Das wird dann noch einmal eine ganz andere Nummer.“

Du bist generell nervös vor Konzerten?

„Ja, das kommt immer einmal wieder hoch. Das kann auch bei kleinen Warm-Up-Shows sein. als wir nach Corona wieder durchgestartet sind, war das auch ein Thema. Aber man kommt damit auch schon irgendwie klar. Jeder hat über die Jahre seinen Weg gefunden, damit umzugehen. Und es gehört ja auch irgendwie dazu.“

Was ist der Unterschied zwischen einem Hallen-Gig und einer großen Stadionshow? Gibt’s da einen?

„Ich glaube, die Entfernung von uns zu den Menschen ist es. Es wird schwieriger werden, die Leute in den letzten Rängen zu erreichen und die zum Mitgehen zu animieren. Das müssen wir hinkriegen. Auch die Menge an Menschen ist ein großer Unterschied. Das wird sicher eine ziemlich eindrucksvolle Kulisse.“

Wie ist das als Musiker in Covid-Zeiten? Hat man vor so großen Shows ständig Angst, dass man sie doch noch kurzfristig absagen muss?

„Da muss man drauf vorbereitet sein. Wir haben uns schon Gedanken gemacht, was machen wir, wenn jemand erkrankt. Neulich ist Ines (Maybaum – Bass) bei Rock am Ring ausgefallen und musste ersetzt werden. Wenn wir irgendwie spielen können, spielen wir. Sänger austauschen geht natürlich nicht so richtig.“

Das hängt natürlich nicht alleine an den Musikern, sondern auch bei Ausfällen in der Crew wird es kritisch, oder?

„Ja, das ist es. Generell ist es schwierig im Moment Crews zusammenzustellen. Ganz viele Leute haben sich in der Pandemie andere Jobs gesucht, und viele kommen einfach auch nicht mehr zurück. Das ist ein Hauen und Stechen gerade, weil alle Bands unterwegs sind und Crews und Techniker Mangelware sind. Wenn dann noch irgendjemand ausfällt, wird es wirklich problematisch.“

Meinst du, dass viele wirklich nicht mehr zurück in den Job kommen?

„Einige kommen wieder, klar. Aber viele haben sicher jetzt auch erlebt, wie schön es ist, auch mal pünktliche Feierabend zu haben oder ein Wochenende mit der Familie verbringen zu können.“

Habt ihr euch als Künstler in Lockdown-Zeiten genug beachtet und vom Staat unterstützt gefühlt?

„Wir haben keine Unterstützung in Anspruch genommen, weil wir Rücklagen hatten. Wir haben beschlossen, erst mal die zu nutzen, weil es andere gab, die das nötiger hatten. Ich denke in der Tat, dass nicht genug getan worden ist. Diese Unterteilung in systemrelevant oder nicht, ist ja schon schwierig. Es war sehr schnell klar, dass man auf Kultur jeglicher Art verzichten kann. Klar, bei Konzerten kommen viele Menschen zusammen, da wurde dann angesetzt. Aber man fühlte sich schon relativ alleine gelassen.“

Wenn Punkbands erfolgreich werden, kommen immer schnell die Rufe danach, ob das noch Punk sein kann. Was ist Punk für dich?

„Letztlich war Punk für uns schon immer, Dinge selber zu machen. Wenn du Bock hast Musik zu machen, besorg dir ein Instrument und tu es einfach. Wir haben letztes Jahr eine Weihnachtsplatte gemacht. Da haben auch viele gesagt, dass sei ja nun kein Punk mehr, aber letztendlich bedeutet Punk für uns auch, dass man sich nichts vorschreiben lässt. Von niemandem. Und, wenn wir also Bock haben, eine Weihnachtsplatte zu machen, dann ist das für uns Punkrock.“

Wo siehst du die Band in zehn, fünfzehn Jahren?

„Ich hoffe, dass wir uns dann immer noch gut leiden können, immer noch befreundet sind. Und ich hoffe, dass wir bis dahin noch so zwei bis drei Platten machen. Das dauert ja bei uns immer etwas. Und ich hoffe, dass wir immer noch gerne zusammen im Keller bei Proben rumhängen werden und Songs schreiben, die die Leute gerne hören wollen.“

Probt Ihr noch häufig?

„Ja, wir proben wirklich immer noch oft. Lange Zeit dreimal in der Woche. Und auch dann sitzt man häufig erst mal ne Stunde zusammen und quatscht, obwohl man sich erst vorgestern gesehen hat. Das gehört bei uns dazu.“

Zum Abschluss: Was fehlt nie in deinem Kühlschrank?

„Im Bandkühlschrank fehlt nie Tonic Water für Gin. Das ist relativ wichtig. Zuhause sind das dann eher die klassischen Dinge. Wasser, Käse und so etwas.“ 

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