Die bekannte deutsche Schauspielerin Nora Tschirner leiht Lara Croft im aktuellen Abenteuer ihre Stimme. Im Interview verrät sie Einiges über die Entstehung von Tomb Raider.
War es für dich schwierig, dich in die Rolle hinein zu versetzen?
Nora: Eigentlich war es einfach. Das zugrunde liegende Buch ist sehr gut geschrieben und die Charakterführung in sich stimmig . Ich musste ich mich weniger in eine taffe Wahnsinnskämpferin versetzen, sondern vielmehr dem Menschen Lara nähern, der an den vielen einschneidenden Erlebnissen auf der Insel wächst . Das hat großen Spaß gemacht und war gleichzeitig sehr berührend. Dazu kommt, dass wir beim Spiel dankenswerterweise alles chronologisch sprechen – anders als beim Film. Dort wird immer alles durcheinander gedreht. Bei der Spiel-Synchro konnte ich sie zum Glück ab der ersten Sequenz begleiten und dadurch Schritt für Schritt mit ihr wachsen.
Hast du sofort „ja” gesagt, als du das Angebot bekommen hast, die neue deutsche Stimme von Lara Croft zu werden?
Ja! Das war für mich kein großer Entscheidungsprozess, nachdem ich die Anfrage bekommen hatte. Lara Croft ist eine echte Legende und vor allem fand ich auch das Konzept des Spiels überzeugend, da völlig neu in die altbekannte Geschichte hinein zu starten, und das mit größerer Tiefe, mit einer Figur, die so viele Facetten hat. Dazu habe ich den Trailer gesehen, der mich sofort überzeugt hat – grafisch, inhaltlich, von der ganzen Machart her. Da musste ich nicht groß überlegen…
Besteht ein großer Unterschied zwischen der Synchronisation eines Films und der eines Computerspiels?
Es hat einen Mehrwert, ein Computerspiel zu spielen, weil man so viele verschiedene Möglichkeiten hat, das Spiel zu erleben. Das ist schon sehr spannend. Ein Film erzählt eine Geschichte, bei der Synchronisation eines Filmes ist man fertig, wenn die 90 Minuten abgedreht und gesprochen sind. Bei einem Spiel wie Tomb Raider weiß man, dass man nur einen Kosmos anschneidet und so viel mehr Spiel- und Interpretationsmöglichkeiten haben wird.
Muss man so richtig Schauspielern, während man ein Spiel synchronisiert? Kommt man in Bewegung oder steht man eher steif vor dem Mikro und spricht nur?
Die Arbeit ist die Gleiche wie beim Film – jetzt mal von der Herangehensweise an den Charakter her betrachtet. Man muss dem Charakter nahekommen, muss alles ernst meinen, was man spielt–es darf keine halben Sachen geben, sonst spürt das der Zuschauer bzw. der Spieler sofort. Vom Schauspielerischen her ist das Spiel zwar bereits beeindruckend animiert, aber diesem Avatar stimmlich Leben einzuhauchen, ist trotzdem eine Herausforderung , Trotzdem gibt es Unterschiede, z.B. da ich in der Synchrokabine körperlich viel expressiver arbeite als am Set. Hier kann man den Körper nochmal anders nutzen, um Sachen zu erzählen, ohne, dass das jemand sieht. Daher schalte ich immer als erstes, wenn ich in ein Synchronstudio gehe, das Licht aus. Niemals wird ein Mensch sehen, wie ich wirklich beim Synchronsprechen aussehe. Ich glaube, ich könnte niemals in einem Film auftreten, wie ich mich im Synchronstudio gebe. Bei Keinohrhasen beispielsweise wäre ich wohl sofort rausgeflogen.
Gibt es eine Lieblingsszene in Tomb Raider?
Naja. Mir gefällt das Spiel insgesamt sehr gut. Die Rolle ist sehr körperlich und trotzdem habe ich das Gefühl, dass das eine meiner ernstesten und heftigsten Rollen ist, die mich also auch am meisten fordert. Es ist letztendlich wie gesagt auch so, dass ich genauso viel geben muss wie am Set. Wird bei einer traumatischen Szene, in der Lara bitter weint, wirklich das Innerste herausgekehrt, bin ich danach emotional fix und fertig. Das sind in sofern schon meine Lieblingsszenen.
Ist es für dich nachvollziehbar, dass Lara Croft als Charakter von einer breiten Fanbase verehrt wird?
Ja. Ich fand sie schon immer beeindruckend, was ihr Äußeres und ihre Coolness angeht. Jetzt wo ich sie aber quasi persönlich kennengelernt habe, bin ich richtiger Fan.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.